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Spenlein.
No jetzt zum Esse! (Er führt Gretchen und Lore an den Tisch). So, des Lorche
uff mein Seit, Vatter Oehlgrün dicht neben die Mutter, un Gretche in der Mitt.
Es muß grad aussehe, als dehte mer in Zahlbach beim Kaffee sitze.
Oehlgrün (schneidet den Hahn an).
Jetzt werd mit der Proffession umgesattelt, im gewöhnliche Zustand meines
Lebens, bin ich Tüncher, Maler un Stukedurer, alleweil wär ich aber en Schneider
vorstelle.
Spenlein.
Ein Vorschneider! Ein guter Witz wie vom Langenschwarz. Hahaha! Die
Flügel gebe se de Meedercher, als Sinnbild der Leichtfertigkeit.
Oehlgrün.
Den Kopp, den kriecht die Lore, vun wegem krähe, un de Berzel kriecht mein
Fra, daß se besser babele kann.
Frau Oehlgrün.
Bleib derhäm mit beim Witz, er klingt nit mehr.
Spenlein (lacht).
Sie wern doch Spaß verstehn. — Mir gebe se die Schenkel.
Oehlgrün.
Nä, Peterche, des ging gege mein alt Gewohnheit, die Schenkel sein vor mich;
denn noch immer, wann mer Martinis se Gans gesse habe, da hab ich mer zuerst die
Schenkel abgeschnitte, das hähst, ähner is gleich gesse worn, un de annere in Pabier
gewickelt vor Nachmittags zu emc Schoppe im Frankforter Hof.
Spen lein.
Auch nicht übel! — Nun hett jeder vorläufig sein Dappe! — So hört, was
ich eich ze sage hab.
Oehlgrün (mit vollem Munde).
Ich höre!
Spenlein (aufsteheud).
Nun also? — Werthester Herr Oehlgrün, hochzüverehrende Gattin dieses so
geachteten Tünchers, Malers und Stuckedurers. Ich werde nicht viel Umstände
machen, un die Kerch um's Dorf trage, sondern ganz klar und deutlich erkläre : Ich
liebe eure Tochter Lorche!
Oehlgrün (trinkt).
Das ist was Altes!
Spenlein.
Das wohl, aber sie wisse nit, daß ich sie heirathe will?
Oehlgrün.
Das hab ich mir längst eingebildt.
Spenlein.
So? — Nu das is auch nit übel. Allein, was Sie nit gewißt hawwe, un
aach nit wisse kenne, is nehmlich des : — daß ich sie nit heiratbe kann.
So?
Alle
Spenlein.
Namentlich nit vor einem Jahr, weil mein Oehm, — nit der arme, sondern
der reiche, der die geborne Schnuddelmaiern gcheirath Hot — en Mensch wir aus