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P»ch IV. Austràn.
der Fürst dos Recht der Gesetzgebung und die Contrôle der Staatsvcr-
wattnng mit erblichen oder gewählten Vertretern des Volkes theilt. Wird
die höchste Gewalt von mehreren ausgeübt, so erscheint der Staat als
Republik, und zwar als Aristokratie (die alle römische Republik,
die italienischen Republiken des Mittelalters), wenn die Regierungsgcwalt
sich auf einzelne Familien conccntricrk, als Demokratie (die heutige
Schweiz, Nordamerika), wenn das ganze Volk durch gewählte Vertreter
die Rcgicrungsrechte ausübt.
Die Lehre von den Zuständen der einzelnen Staaten heißt Sta¬
tistik. Da Zahlcnangabcu am wenigsten zu Zweifeln Veranlassung
geben, so pflegt die Statistik ihre Resultate in Form von Zahlentabcllen
niederzulegen, welche die Gesammtverhältnisse des Staates (Größe, Ein¬
wohnerzahl. Bewegung der Bevölkerung, Veriiiögcnsvcrhältniffc, Bildungs¬
stufe», Prodnctionskraft des Landes, Handelsverhältnisse und dgl.) um¬
fassen müssen. Es wird dabei häufig außer Acht gelassen, daß diese
Zahlen nicht mit absoluter Sicherheit gewonnen sind und nur eine An¬
näherung an die Wahrheit enthalten, und ferner, daß man häufig in
diese'» Zahlen Einheiten äußerst verschiedener Natur vergleicht. So ist
zwar geometrisch eine Quadratmeile Landes eine leicht zu erkennende
Größe; aber wie verschieden kann der Werth derselben für menschliche
Bcrbältnisse sein, und wie wenig sagt daher die Vergleichung der Länder
nach ihrem bloßen Flächeninhalt. Nicht anders ist cs mit den Einwoh¬
nerzahlen. Wer möchte z. B. 1000 Deutsche ebenso vielen Türken oder
gar Negern gleichsetzen? Der Statistik bleibt also nur in der Angabe
der materiellen und geistigen Production der Staaten ein Mittel, die Zu¬
stände derselben wirklich vergleichbar darzustellen. Staaten müssen wie
Menschen nicht nach irgend einem äußerlichen Maßstab, sondern nach
dem, was sie leisten, beurtheilt werden. Setzt man dann die Leistun¬
gen in Vergleich mit der dem Staat zugetheilten natürlichen Mitgift und
Ausstattung, so bekommt man eine Vorstellung von der größeren oder
geringeren geistigen Ausbildung und Charakterkraft seiner Bevölkerung.
Buch IV. Australien.
§, 32. Name und EntdeckungSgcschichte deS Erdtheils. D-r Port».
gicfr Ferdinand Magelhaen 6 mar der erste Europäer, der. im Jabre 1521 unb zwar mit
spanischen Schiffen. daS Stille Meer durchfuhr, als er rö unternommen hatte, den Plan deß
Eolumbus, «im Westen den Osten zu suchen," auszuführen. Er hat demnach den Großen
'Ocean zwar den Europäern erschlossen, gleichwohl aber auf seiner Fahrt bis zu den Philip¬
pinen nur wenige Entdeckungen gemacht. Seinem Wege folgten im 16ten Jahrhundert spa¬
nische Seefahrer, theils um die Verbindung zwischen den von den Spaniern besiedelten
Philippinischen Inseln und der Westküste Amerikas zu unterhalten, theils um das vermeint¬
liche große Südland. die sog. terra australis, zu entdecken, welches sich in ähnlicher Weise
um den Südpol lagern sollte, wie die großen Landmassen der alten Welt um den Nordpol.
Jbrc Entdeckungen, z. B. die TorreSstraße, die von ihrem Entdecker den Namen hat, wurden
aber dem übrigen Europa sorgfältig vorenthalten. In, Anfange des folgenden Jahrhunderts
faßten die Holländer aus de» yinterindischen Inseln festen Fuß und befuhren theils von