Full text: Lehrbuch der Geographie für die mittleren und oberen Klassen höherer Bildungsanstalten sowie zum Selbststudium

§. 1. Gestalt und Größe der Erde. 
s 
haens, ein Portugiese, mit spanischen Schiffen: 1519—1522; Francis Drake, 
ein Engländer: 1577—1580; Georg Spilberg, ein Deutscher, mit holländischen 
Schiffen: 1614—1617; James Cook, ein Engländer: 1) mit Banks und So- 
lander: 1768 — 1771. 2) mit den bxiden Förster: 1772—177h. 3) mit Clark 
und Gore: 1776—1780. Von diesen Zeiten ab verringerten sich durch die 
Vervollkommnung der Schiffahrtskunst die Schwierigkeiten solcher Reisen so sehr, 
daß die Zahl derselben bedeutend zunahm, und daß gegenwärtig einfache Kauf- 
fahrer oder Wallfischfänger den Weg um die Erde ohne alle Gefahr zurücklegen. 
In de» Jahren 1857—59 umfuhr zum ersten Male ein deutsches Kriegsschiff, 
die österreichische Fregatte Novara, hauptsächlich wissenschaftlicher Zwecke wegen 
die Erde. Von Reisen, die zum Theil zu Lande um die Erde gemacht sind, 
ist wohl die bekannteste die von Ad. Erman, einem Deutschen, in den Jahren 
1828—1830 ausgeführte. Gegenwärtig bedarf man mit Hülfe der Dampfkraft 
zu einer Reise, um die Erde nur 103 Tage. Folgendes ist die Reiseroute: 
Von London über Marseille nach Alexandrien, 7 Tage, von da bis Suez, 
6 Stunden; bis Aden, 6 Tage; bis Point de Galle (Ceylon), 11 Tage; bis 
Sydney, 24 Tage; bis Wellington (Neu-Seeland), 7 Tage: bis Panama, 
28 Tage; über den Isthmus, 4 Stunden; bis Southampton, 19 Tage. — 
Bald wird auch der Erdball mit einem Netze von Telegraphcndrähten überzogen 
sein. Von London aus reicht gegenwärtig die Telegraphenvcrbindung west¬ 
wärts durch den Atlantischen Ocean und die Vereinigten Staaten bis nach 
Bancouver, ostwärts bis nach Rangun (Hinterindien). Von Petersburg soll 
eine ununterbrochene Verbindung über Sibirien mit den Vereinigten Staaten 
hergestellt werden; man ist aber gegenwärtig erst bis Kiachta gelangt. 
Die Richtung von einem bestimmten Punkte der Erde nach deren 
Mittelpunkt hin, die uns durch einen Lothfaden versinnlicht wird, heißt 
senkrecht oder vertical; jede Linie, welche mit der senkrechten einen 
rechten Winkel bildet, heißt horizontal oder wagerecht. Alles, was 
zwischen uns und dem Mittelpunkte der Erde sich befindet, liegt unter 
uns, alles, was in der Verlängerung des Erdhalbmessers über unser 
Haupt hinaus sich befindet, liegt über uns. Wir haben also überall 
die Erde unter uns, und so stehen unsere Gegenfüßler (Antipoden) d. h. 
die Menschen, welche die uns entgegengesetzten Theile der Erde bewohnen, 
ebenso gut auf der Erde wie wir. Der Punkt des Himmelsgewölbes, 
welcher senkrecht über dem Beobachter liegt, heißt sein Zenith. — Die 
Unebenheiten auf der Oberfläche der Erde sind so verschwindend klein gegen 
die Große der Erde selbst, daß wir uns diese fast wie glatt poliert vor¬ 
stellen können. Denken wir uns die Erde durch einen Globus dargestellt, 
dessen Durchmesser eine Elle beträgt, so würden die höchsten Gipfel der 
Erde, die etwa eine Meile hoch sind, durch eine Erhöhung von unge¬ 
fähr Vs'" angedeutet werden, was so geringfügig ist, daß die Fehler, 
die beim Abdrehen der Kugel nicht zu vermeiden sind, bedeutender sein 
werden. 
Die Lehre, daß die Erde eine Kugel sei, ist wohl zuerst von den Py- 
thagoräern ausgesprochen, und von Aristoteles und den Alexan¬ 
drinern wissenschaftlich ausgebildet. Später suchten christliche Schriftsteller, 
z. B. Kosmas Jndopleustes (6. Jahrh.) die Erde wieder als eine Scheibe 
darzustellen/ und noch im 8. Jahrh, wurde Erzbischof Virgilius von Salzburg 
abgesetzt, weil er glaubte, es gebe Gegenfüßler. Indes haben die Araber, 
als Erben griechisch-römischer Bildung, den Satz von der Kugelgestalt der 
Erde stets festgehalten und ihn später den Europäern wieder überliefert. Die 
1*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.