Full text: [Enthaltend Denkwürdigkeiten und Lebensbeschreibungen aus der Geschichte des Mittelalters] (Theil 3)

40 
darnach.*) In Medina wurde Muhamed nicht nur als Pro¬ 
phet, sondern auch als König verehrt. Er sammelte nun seine 
Anhänger, bewaffnete sie und führte den wilden, begeisterten 
Haufen gegen seine Feinde. Besonders nützlich war ihm bei der 
Führung die Lehre, daß, wer für den Islam den Tod fände, 
geradezu in's Himmelreich käme, wo seine Wunden wie der köst¬ 
lichste Ambra dufteten und die höchsten Freuden seiner warteten. 
Auch schärfte er seinen Anhängern ein, daß über jeden Menschen 
ein unwiderrufliches Schicksal waltete. Wer also sterben sollte, 
fände seinen Tod auch daheim; wen Gott aber erhalten wolle, 
der würde auch unter den Schwertern seiner Feinde bewahrt. 
Dieß nennt man gewöhnlich den Türken glauben. Täglich ström¬ 
ten ihm, auch durch die Hoffnung auf Beu.te gelockt, neue An¬ 
hänger zu, und schon 629, also nach einer 7jährigen Abwesenheit, 
konnte er, an der Spitze von 10,000 Mann, gegen Mekka auf¬ 
brechen, das er auch mit Sturm eroberte, sowie bald darauf das 
ganze heidnische Arabien. Alle, die überwunden wurden, mußten 
sich ihm unterwerfen und seinen Glauben annehmen. Er starb 
zu Medina (8. Juni 632) im Ilten Jahre der Hedschra und 
in seinem 63steir Lebensjahre, wie man glaubt, an Gift. 
Er selbst meinte, daß er von einer Jüdin, ivelche seine Hei¬ 
ligkeit habe prüfen wollen, vergiftet worden sei. 
Das Grab des Propheten ist in der von ihm erbauten großen 
Moschee, einem ansehnlichen, mit Säulengängen, goldenen In¬ 
schriften und fünf Thürmen gezierten Gebäude. Sein angeblich 
noch unversehrter Leichnam ruht in einem mit prächtigen Decken 
verhüllten Sarge von weißem Marmor, der zwischen den Särgen 
der Chalifen Omar und Abubekr am Boden steht. Vierzig 
Schwarze bewachen das Grab, welches von zahlreichen Pilgern 
besucht wird. Kurz vor seinem Tode schärfte er den Seinigen 
noch ausdrücklich ein: »Streitet wider Alle, welche an keinen 
Gott und an keinen Tag des Gerichts glauben, acker auch gegen 
die Juden und Christen, bis sie euch Tribut zahlen und sich unter¬ 
werfen.« 
*) Der 15. Juli, mit welchem die Zeitrechnung beginnt, ist aber nicht der Tag 
der Flucht, sondern der erste des Mondjahres der Araber (v. 354 Tagen).
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.