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in der Fabrik, Neuordnung des Butzensystems und allerlei Dinge 
von kleinerem Belang. 
In der schönen Frühlingswitterung bietet der Streik zuerst 
ein anmutiges 23üb; bic Feiernden spazieren mit Weib und 
Kind in den blühenden Wald, die Ordnung bei den Zügen und 
Versammlungen, in denen sie sich stärken, ist vollkommen. Aber 
bald ist die Freude an Lenz und Sonnenschein dahin, und die 
Arbeitseinstellung hat ein furchtbar ernsthaftes Gesicht. Oberst 
Fürst weist jede Verhandlung mit den Abordnungen der Arbeiter 
zurück. Die Bäcker wollen den Frauen kein Brot, die Händler 
keine anderen Nahrungsmittel mehr borgen. Die Menge der 
Schaulustigen, die herbeiströmten, steigerte die Verwirrung, und 
die Streiter spüren, datz die Zuschauer ihnen so wenig wie dem 
Oberst Fürst freundlich gesinnt sind. 
Die Regierung sucht ehrlich zu vermitteln. 
Aber Rudolf Fürst lätzt sich aus nichts ein. Die Tage ver¬ 
gehen in peinigender Ungewitzheit. Da verbreitet der „Tambour", 
der Oberst Fürst lasse in fremden Industriegegenden Hunderte 
von Arbeitern zum Ersätze anwerben. 
Der Feiernden bemächtigt sich die Verzweiflung. Die Leiden¬ 
schaften gären aus. In der Stadt stehen eine Kavallerieabteilung 
und zwei Bataillone Infanterie nmrschbereit, Leib und Leben des 
Obersten Fürst und seine Fabrik zu schützen. 
Der Pfarrer Felix Notvest teilte täglich unter die armen 
unschuldigen Frauen und Kinder Brot aus. 
Ein Streikführer verlangte von ihm, datz er ihnen zu einem 
„annehmbaren Frieden" verhelfe. 
Der Pfarrer antwortete: „Ich sage Ihnen, datz ich die vater¬ 
landslose Richtung Ihrer jungen Partei vom Grund meiner Seele 
aus verwerfe." Er lehnte aus diesem Grunde ein direktes Ein¬ 
greifen ab, und die Streikenden erkannten immer deutlicher, datz 
ihre Sache eine verlorene sei. 
Da erhielt der Pfarrer von der Regierung eine amtliche 
Depesche mit der Bitte um Vermittlung. 
Sofort machte er sich auf den Weg, und es gelang ihm auch, 
einigermatzen annehmbare Bedingungen für die Familienväter 
zu erreichen. Die Arbeiter nahmen die Arbeit wieder auf. 
Aber es war ein fauler Friede. Die Arbeiter waren nicht 
damit zufrieden. Es war eine im Heimlichen gärende Unruhe 
und Verbitterung geblieben, so datz sie auf günstigere Gelegen¬ 
heit warteten. Aus I. X. Heer: Felix Notvest. 
Lies Bohre: 3 Monate Fabrikarbeiter. 
„ Dtsch. Iglg. Bd. V: Streik im Ruhrkohlengebiet. 
„ „ „ „ VII: Arbeitseinstellungen. 
10. Wie sorgt der Geschäftsmann für seine Zukunft? 
In einer mittleren Stadt wohnten in derselben Gasse drei 
brave Handwerksmeister, welche innige Freundschaft miteinander
	        
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