Object: Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen (Bd. 2, Abth. 1)

Gallus 251—253. Ämilianus 253. — Valerianus 253 — 260. 
125 
jedoch zugleich des letztern zweiten Sohn Hostilianus, wärend Gallus' Sohn 
Volusianus die Würde eines Cäsar empfieng. Den Glauben an den von 
ihm begangnen Verrat würde nichts deutlicher beweisen, als der mit den 
Goten geschlossne Friede, durch welchen ihnen freie Rückkehr mit aller Beute 
und allen Gefangnen, zahlreichen edlen Römern, und eine jährliche Geldzah¬ 
lung bewilligt ward, wenn nicht der Instand des Heers nach der erlittnen 
Niederlage in Betracht zu ziehu wäre. Nach kurzer Zeit jschon ward Hostilia¬ 
nus beseitigt und neue Leiden trafen des Reichs Kern. Denn eine Pest brach 
aus und verheerte fünfzehn Jahre lang die vom Krieg verschonten Gegenden. 
Wie sonst auch schon geschehn, beschuldigte der heidnische Fanatismus die 
Christen, welche doch gerade am barmherzigsten den Kranken beisprangen, der 
Urheberschaft und grausame Ercesse wurden hier und da verübt (achte Chri- 
sten Verfolgung). Dazu überschritten, durch der Goten Glück gelockt, deutsche 
Schaarcu kühner die Donau und plünderten in dem noch von der Pest heim¬ 
gesuchten Mosten ungescheut. Da raffte der Befehlshaber M. Ämilianus 
die Truppen zusammen, begeisterte ihren Mut, überfiel eine Feindesschaar und 
verfolgte sie die Beute abuehmend bis über die Donau. Als Lohu erteilten 
ihm die Truppen die Kaiserwürde und er brach ungesäumt nach Italien aus. 
Zwar hatte Gallus ein starkes Heer zusammengebracht und der schon von Decius 
hochgeschätzte Valerianus führte ihm neue Truppen aus Germanien zu, doch schon 
vor dessen Ankunft giengen die Soldaten bei Jnteramnä zu Ämilianus über, 
nachdem sie ihren Kaiser uni) seinen Sohn niedergestoßen hatten. Treue war 
nicht mehr bei den Söldner-kriegern zu finden. Als Valerianus herannahte, 
tödeten die Soldaten Ämilianus, weil er ihnen wol zu streng begegnete. 
8 32. 
valerimms 253—260. 
1. Die Zeit furcht b a r st er Verwirrung wird durch die Beschaffen¬ 
heit der auf uns gekommenen Quellen dunkel und unsicherH. P. Lieinius 
Valerianus muß als ehrenwerter Charakter von der Denkweise des Decius 
allgemein anerkannt gewesen sein, da ihn der Senat als den würdigsten zu 
dem Amt des Censors, welches jener einzuführen gedachte (§ 31, 4), vor¬ 
geschlagen hatte. Uber den von außen einbrechenden Stürmen ward die ver¬ 
heerende Pest fast vergessen. Denn von allen Seiten stürmten die germanischen 
Völker in das Reich, welches der Goten siegreicher Einfall unter Decius ihnen 
als leicht zu habende Beute erscheinen ließ, und die Besitzungen in Asien wur¬ 
den durch Sapores aufs gewaltigste bedroht. Wie sollte ein Mann diesen 
Stürmen die Stirn bieten? Valerianus ernannte deshalb seinen Sohn Gal¬ 
lien ns, einen Mann, der über den sinnlichen Lüsten, denen er gern huldigte, 
Einsicht und Thatkraft nicht verlor, zum Augustus. Wärend er selbst den Osten 
auf sich nahm, übertrug er diesem die Regierung des Westens. Den Dienst und 
Rat zweier ausgezeichneten Krieger, Postumus und Aurelianus, klug benützend 
schlug Gallienus seit 254 die eingedrungnen Franken und Alemannen nicht allein 
über die Rheingrenzen zurück, sondern gewann auch einen Teil des Zehntlands 
und Rätiens wieder '). Dagegen mögen wol übertrieben die Einfälle fein, 
welche Alemannen und Markmannen in Italien gemacht haben sollen, wärend 
es durchaus wahrscheinlich erscheint, daß Friedensschlüsse und Geldzahlungen 
1) Am besten wird man dies ans Wietersheim II 277—334 erkennen. — 2) Dies 
ergibt sich atis Montlmenten. Siehe Wretersh. II 296.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.