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nach dem Leben zu streben, deßwegen wurde er seiner
Würde beraubt und Welf I., der dem Kaiser in einer
Schlacht treffliche Dienste geleistet hatte, an seine Stelle
gesetzt.
Während Welf I. das Amt eines Herzogs in
Bayern verwaltete, hatte eine fromme Begeisterung alle
eifrige Christen, nicht nur in Bayern und Deutschland,
sondern auch in ganz Europa in große Bewegung ge¬
bracht. Denn um daS Jahr 1095 kam ein Einstedler,
Peter von AmienS von einer Wallfahrt nach dem
gelobten Lande zurück und schilderte mit hinreißender
Beredsamkeit die Qualen und Martern, welche die Chri¬
sten in Jerusalem am heiligen Grabe von den Türken
erdulden müßten. Seine Aufforderung, die Christen in
Palestina von dem Drucke der Türken zu befreien und
ihnen die unS allen so wichtigenQrte deS heiligen Gra¬
bes, der Schädelstätte, des Stalles von Bechlehem u.s.w.
zu entreißen, war in kurzer Zeit durch die meisten Län¬
der Europas gedrungen. Alle glaubten es Jesu, unserem
göttlichen Erlöser schuldig zu seyn, solche Schmach von
den heiligen Orten abzuwenden, und als auch der hei¬
lige Vater Urban H. die Christen hiezu ermahnte,
entschlossen sich Tausende und abermal Tausende, die
Waffen zu ergreifen. Alle, welche dem Zuge zur Be¬
freiung deS gelobten Landes auS der Gewalt der Mu-
hamedaner sich anschließen wollten, hefteten ein Kreuz
von rothem Tuche auf die rechte Schulter, weßwegcn
sie auch Kreuzfahrer hießen und ihre Züge, die Kreuz¬
züge genannt werden. Der erste dieser Kreuzzüge zählte
nicht weniger als 300,000 Streiter, die aus allen christ¬
lichen Nationen im ganzen Abendlande zusammengekommen
«. t. UW. Stsch. Z