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sein großer Kaiser gestorben. Und die ewige Sehnsucht
nach Einem wahren und ächten deutschen Kaiser
knüpfte sich unmittelbar an die Hoffnung einer einstigen Wie¬
derkehr des Barbarossa. Darum lebt die Sage bis auf heute
fort: Friedrich soll im Kyffhauser Berge, auf der goldnen Aue
in Thüringen in tiefer Felskluft schlafen. Da sitzt er, das
Haupt auf den Arm gestützt, und sein rother Bart ist ihm
durch den steinernen Tisch gewachsen; einst aber, wenn die
Raben nicht mehr um den Berg fliegen, wird er aufwachen
und ein neues heiliges Reich aufrichten. Noch steht das Kirch¬
lein auf dem Hohenstaufen, wohin er vom Schlosse herab zur
Messe ging. —
57.
Herzogs Ludwig und Ludmillens Liebe. Otto's von
Wittelsbach Kaisermord.
Herzogs Ludwig I. Herrschaft begann mit schwerem
Kriegsunglück. Der wilde Graf Adalbert von Bogen verwü¬
stete im Bunde mit dem Raubgesindel Ottokars von Böheim
Bayerland mit grausamer Wuth, ward aber deswegen in die
Reichsacht erklärt und nach Apulien in's Elend verwiesen, wo
er bald darauf starb (1192). Eine eben so verderbliche Fehde
für das Land war die der geistlichen Fürsten von Salzburg,
Freising' und Regensburg gegen Ludwig, welche althergebrachte
Rechte streitig machten und Alles anwendeten, sich der lästigen
Advokaten (Schirmherren) zu erledigen (1203). Kirchen und
Heiligthümer sanken darüber in Staub. Der »arme Mann,-
wie damals der Bauer hieß, floh in die Wälder und ließ die
Fluren öde liegen. Zum Schutz gegen die an Selbsthülfe und
Faustrecht gewöhnten Gaugrafen und Bischöfe erhob Ludwig
die herzoglichen Meyerhöfe oder Märkte Landshut, Straubing,
Landau, Braunau, Abach, und die gräflichen Orte Vilshofen
und Schärding, zu Städten mit festen Ringmauern.
In dieser wüsten Zeit erquickte Ludwigs Herz eine stille
- Liebe zu einer schönen Frau. Sie hieß Ludmilla, die junge