Full text: Die Nazional-Geschichte der Bayern für Schule und Haus

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62. 
Wie Herzog Ludwig II. seine Gemahlin Maria von Bra- 
bant hinrichten laßt. 
Herzog Ludwig II. zog in sein rheinisches Land, mit den 
rheinischen Städten, die zur Sicherstellung ihres Handels zu 
Mainz 1255 einen mächtigen Bund errichtet, die adeligen Zöll¬ 
ner und Räuber zu züchtigen, und ihre Raubburgen niederzu¬ 
brechen. Noch stehen die Ruinen jener Raubnester, welche die 
Ritter damals auf alle Felsen und an die steilen Flußufer an¬ 
klebten, um von da den Fuhrleuten und Schiffern aufzulauern 
und sie niederzuwerfen. 
Seine junge Gemahlin, die schöne Maria von Brabant, 
ließ Ludwig in Gesellschaft seiner Schwester Elisabeth, der 
kaiserlichen Wittwe, in Sicherheit der Burg Mangoldstcin zu 
Donauwörth, ihrem Leibgeding. Da der Pfalzgraf allzulange 
verzog, flehte sie in zärtlichen Zeilen um seine Heimkunft. 
Auch dem edlen Raugrafen von Hirschau, Ludwigs Feldhaupt¬ 
mann, schrieb sie, wenn er den Herrn bewege, wolle sie ihm 
gewähren, was er einst von ihr erbeten. Oft hatte er zur 
Kurzweil mit der Fürstin den Schachzabel gezogen. 
Unglücklicher Weise verwechselte der Bote die Briefe. 
Plötzlich wird der Herzog vom Teufel der Eifersucht verblen¬ 
det. Er gibt in jähem Zorne dem Ueberbringer statt Boten¬ 
lohns mit eigner Faust den Tod; jagt dann auf schnellen Ros¬ 
sen nach Donauwörth, rennt dort zuerst den ehrerbietig entge¬ 
gen tretenden Schloßvogt mit gezücktem Dolche zu Boden, 
als schlechten Hüter fürstlicher Ehre; stößt dann auf des 
Schlosses Stufen das Edelfräulein Helkia von Bremberg nie¬ 
der, daß sie in ihrem Blute stirbt; läßt darauf die Hofmeiste¬ 
rin und drei Hofdamen vom Thurme herabstürzen; und endlich 
der Pfalzgräfin unter seinen Augen von HenkerShand den Kopf 
abschlagen. Umsonst war der stumme Jammer der reinen Für¬ 
stin, umsonst Elisabeths Verzweifeln. Geschrei des Entsetzens 
füllte die Hallen der Burg. Es fiel Marias Haupt am 
18. Hornung 1256. Im heiligen Kreuz zu Donauwörth liegt
	        
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