fullscreen: Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde

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treibe reift, und es röthet sich die Kirsche. Sie wird den Wangen 
des muntern Knaben ähnlich und übertrifft sie bald an frischer Farbe. 
Die Stachelbeere reift mit der Johannisbeere, die Kinder pflücken sie 
jubelnd ab und löschen damit ihren Durst. Doch darf man nie un¬ 
reifes Obst essen; denn dieses ist dem Menschen schädlich. 
Nach und nach wird das Laub der Bäume dunkler; das Korn wird 
gelber, und der Schnitter wetzt seine Sense, um es zu mähen. Bald 
liegt es abgeschnitten da, und der Landmann fährt es nach Hause, um 
es dort in der Scheune zu dreschen. Wie schön ist der Sommer! Er 
schenkt den Kindern süße Früchte, und durch seine Wärme reift das 
unentbehrliche Getreide. 
Der Sommer mit heißeren Tagen 
Reift, was uns der Frühling gebar, 
Und bringt, wenn ermattet wir klagen, 
Sanft kühlende Früchte uns dar. 
81. Der Sommermorgen. 
(VII. Musterstück von Kellner.) 
Das Dunkel der Nacht verschwindet allmählig; es wird mit jeder 
Mimte Heller. Ein schönes Roth schmückt im Osten den Himmel, 
und endlich erscheint die Sonne. Gleich einer feurigen Scheibe steigt 
sie empor; mehr und mehr schwindet die Dämmerung, und der freund¬ 
liche Morgen beginnt. Ein jubelnder Chor von Sängern begrüßt die 
Königin des Tages; alle Blumen öffnen ihr die duftenden Kelche, und 
das Wild des Waldes verläßt erfreut seine Ruhestätten. Nur wenige 
Raubvögel, wie die Eulen, und andere lichtscheue Thiere fliehen die 
wärmenden Strahlen. Höher steigt nun die Sonne und spiegelt sich 
in Millionen Thautropsen, welche gleich Perlen an Blumen und zit¬ 
ternden Grashalmen hangen. Auch iin Dorfe hin der Stadt) wird 
es lebendig. Das Morgengeläute verkündigt den jungen Tag und 
ruft zum Danke gegen Gott, der ihn uns Menschen wieder schenkte. 
Dieser und jener Nachbar öffnet nun sein Fenster, schaut hinaus und 
bietet dem andern freundlich einen guten Morgen. Die Kinder ver¬ 
lassen das Bette, kleiden sich an, waschen sich sauber und wandern dann 
zur Schule, um hier den gütigen Vater alles Lebens immer besser lie¬ 
ben zu lernen und viele nützliche Kenntnisse zu erwerben. 
Niemand darf die kostbare Zeit in Müssiggang vergeuden. Auch 
die Erwachsenen gehen daher vom Schlafe neu gestärkt an ihre Ge¬ 
schäfte. 
Der Landmann zieht mit seinen Pferden singend Hinalls aufs Feld, 
der Hirt treibt die freudige Heerde cutf grünende Triften, und munter 
beginnt der Handwerker seine Arbeit. Ja, ain Morgen regen sich alle 
Geschöpfe; Thiere und Menschen zeigen Leben und Thätigkeit; wie 
dürfte ich da wohl träge sein?!
	        
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