274 Ausdehnung und Einteilung des Seleucidenreiches.
1. Bestandtheile des Seleucidenreiches.
Die Eroberungen des Seleukos vereinigten eine dreifache
Masse von Ländern zu einem großen Ganzen, einem Mittel¬
reiche, an dessen südöstlichen und westlichen Enden Indien,
Aegypten, Macédonien als selbstständige Staaten erscheinen.
a) Kaum hatte sich Seleukos in den festen Besitz von Ba¬
bylon gesetzt, so erlangte er auch die sogenannten oberen,
östlichen Satrapien des macedonischen Großreiches bis
Indien.
b) Der Sieg von Jpsos verschaffte ihm auch das Land vom
Euphrat bis zum Meere (Syrien), welches von nun an
das Kernland der neuen Monarchie wurde.
c) Der Kampf mit Lysimachos fügte auch Kleinasien hinzu
und hatte selbst die Eroberung von Thracier: und Ma¬
cédonien in Aussicht gestellt, als der Mordstahl des Pto-
lemäos Keraunos den siegreichen Feldherrn traf, wie
derselbe im Begriffe stand, die ganze Herrschaft Alexan¬
ders denen abzunehmen, die sich durch blutige Verbre¬
chen in den Besitz derselben gesetzt hatten.
2. Eintheilung des Reiches.
Diese ungeheure Ausdehnung des Reiches und die Ver¬
schiedenheit seiner Völker machte ein Regierungssystem nach Art
des altpersischen nothwendig. Es wurde zur bessern Aufsicht in
72 Satrapien zerstückelt. Aber ungeachtet dadurch die Macht
der einzelnen Satrapen verkleinert wurde, besteht der größere
Theil der Geschichte der Seleucidenherrschast aus dem Abfalle
der einzelnen Provinzen, die sich in unabhängige Reiche ver¬
wandelten. Allmälig erwachten die Völker aus der ersten Be¬
täubung, in welche sie die Eroberung der Macedonier versetzt
hatte, und suchten sie nun ihre Nationalität gegen den Druck
einer Monarchie zu retten, mit der sie nicht Bande des Blu¬
tes, der Sprache, noch gemeinsames Interesse, sondern nur
die Gewalt verband.
3. Die hellenisch - macedonischen Pflanzstädte.
Die Colonisation, welche Alexander begonnen hatte, wur¬
de von den Seleuciden mit Eifer fortgesetzt. Seleukos I. baute
die nach ihm benannte Stadt am Tigris in Form eines die