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Iugurthim'scher Krieg.
gemein schändliche Weise die Söhne Micipsa's und Enkel Ma-
finissa's, Hiempsal und Adherbal, des Thrones und Lebens be¬
raubt hatte. Anfangs wurde dieser Krieg, welchen Sallustius
vortrefflich beschrieben hat, vornehmlich wegen der Bestechlichkeit
der römischen Großen, mit Lässigkeit, dann zur Schande Roms
geführt, bis Q. Cäcilius Metellus, ein Consul von altrömischem
Sinne (vir in bello optimns, in pace pessimns) den listen¬
reichen König, welcher gleich Marius das Kriegshandwerk unter
Scipio Afrikanus vor Numantia gelernt hatte, durch eine Reihe
von Siegen zu Paaren trieb. Da bewarb sich auf einmal C.
Marius, der im Heere Metells den jugurthinischen Krieg mit¬
gemacht hatte, alles Abredens von Seite des Metellus unge¬
achtet, um das Consulat und erlangte es unter ungemeiner Zu¬
stimmung von Seite des ärmern Volkes (cupientissima plebe).
Ja während er seinen Haß gegen die Optimalen offen zur
Schau trug, erlangte er Numidien als seine Provinz und
wählte sich nun wider alles Herkommen sein Heer aus der
niedersten Klasse des Volkes, das sich zum.sichern Siege bereit¬
willigst um seine Fahnen drängte. Dadurch erhielt mit einem
Male die Volkspartei ein Haupt, und der Kampf zwischen
dieser und den Optimalen mußte bei der Entschlossenheit des
Marius, Drohungen schnell zur That zu machen, im nächsten
Augenblicke ausbrechen, wo Rom von auswärtigen Feinden
Ruhe erlangte. .
Marius rechtfertigte die Siegeserwartung, welche das Volk
von ihm hegte. Er schlug die beiden verbündeten Könige, Ju-
gurtha von Numidia und Bocchus von Mauritania, machte
den Letztem vom Erstem abspenstig, und bewog ihn selbst durch
seinen Quästor L. Sulla, welcher schon damals zu großen Er¬
wartungen Anlaß gab, Jugurtha zu überfallen und den Römern
auszuliefern. So beendigte Marius 106 den Krieg mit der
Unterwerfung Numidiens und führte den treulosen König, der
seines eigenen Stammes nicht geschont hatte, im Triumphe auf.
Jugurtha starb dann den Hungertod. Numidien theilte der
Senat zwischen Bocchus und zwei Enkeln Masinissa's.
4. Großer cimbrischer Krieg.
Es war ein warnendes Geschick für Rom, daß, als es
immer näher den Bürgerkriegen kam, mit einem Male ein unge-