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Neuer Krieg mit Mithridates.
er sich selbst an Arsaces, König der Parther, und gedachte end¬
lich im weiten Bogen durch die Länder der Scythen (Slaven),
Germanen und Celten über die Alpen her in Italien einzu¬
fallen. Gleich im ersten Anlaufe besetzte er Cappadocien und
Bithynien, schlug (73) den Consul Cotta bei Chalcedon, ver¬
brannte die schöne Flotte der Römer und belagerte hierauf Cy-
zicus; aber nachdem Lucullus diese Colonie des einst so blühen¬
den Miletus, den Schlüssel Kleinasiens, (73) entsetzt hatte,
folgten wiederholte Niederlagen für Mithridates. Nicht nur
ward sein Landheer aufgerieben, sondern auch seine zwei Flotten,
welche schon in dem ägäischen Meere kreuzten, und deren eine
nach Italien bestimmt war, wurden von Lucullus geschlagen,
dann durch Stürme vernichtet. Dann eroberte eben dieser
(72, 71) Pontus, und als Mithridates zu seinem Schwieger¬
söhne, dem mächtigen Könige Tigranes in Armenien flüchtete,
verfolgte Lucullus ihn auch dahin, demüthigte in einer großen
Schlacht bei Tigranocerta (69) den Stolz des Armeniers, und
vernichtete in einer zweiten Schlacht bei Artaxata (68) die Hoff¬
nungen Mithridats. Schon wollte der siegreiche Lucullus auch
den parthischen König bekriegen, als Meutereien seiner Solda¬
ten und der Neid seiner Gegner zu Rom seinen weitern Un¬
ternehmungen Gränzen setzten. Es erhielt (67) Pompejus den
Auftrag, mit jenen großen Mitteln, womit er soeben den See¬
räuberkrieg geendigt hatte, auch den pontischen König vollends
darniederzudrücken. Dieser hatte zwar seit dem Unfälle Lucull's
*seine Staaten (68, 67) großentheils wieder erobert, mußte aber
nun, da auch Tigranes von Armenien ihn jetzt verließ, seine noch
immer geschwächten Kräfte gegen die Uebermacht des Pompejus,
der bestimmt schien, langjährige Kämpfe siegreich zu beendigen,
allein versuchen. In einer einzigen Schlacht am Euphrat (66)
ward daher seine Macht so sehr gebrochen, daß er (65) nach
der taurischen Chersones entfloh. Hier gedachte er noch ein¬
mal seines alten Planes, von Norden her in Italien einzubre¬
chen, aber sein Heer und die ihn umgaben, widersprachen.
Als hierauf Pharnaces, sein eigener Sohn, wider ihn aufstand,
und ihm die letzten Trümmer seiner Macht raubte, gab er sich
(63) selbst den Tod. Während der große König auf solche
Weise sich vollends aufrieb, unterwarf Pompejus, welcher nicht
mehr nöthig fand, demselben in die nordischen Länder nachzu-