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Der ZOjährige Krieg geht an. 121
auch in dem Erzherzogtums Oesterreich und selbst
in der Kaiserwürde. — Hiezu aber schien ihnen
keiner besser -zu passen, als der Erzherzog Ferdi¬
nand, ein eifriger Anhänger des Papstes und der
Jesuiten. Dieser wurde auch in kurzem (1617) als Kö¬
nig vonBöhmen, undeinJabrshateram i. Jul. 1618
als König vonHungarngekrönt. Bei diesen Aussich¬
ten konnten die Protestanten obnmöglich ruhig blei^
den, denn nun war nichts gewisser, als daß Teutsch¬
land ein Erbreich werden würde und das durfte nach
den Gesetzen der Reichsstande und den verschiedenen
von den Kaisern unterschriebenen Capitulationen nie
statt finden. Hierzu kam noch, daß Ferdinand
auch römischer König werden sollte — eine Hoff¬
nung , welche die armen Protestanten, die von Fer¬
dinands katholischen Gesinnungen überzeugt waren,
mächtig zu Boden drückte! Es war natürlich, daß
sie verschiedene Plane machten, um Ferdinands Ab¬
sichten zu vereiteln, und da nun vollends Matthias
auf die Auflösung der Union antrug , so kamen sie,
zitternd über die trübe Aussicht ihrer Religionsfrei¬
heiten , 1617 zu Heilbronn am Neckar zusammen,
um sich zu berathschlagen; Pfalz und Brandenburg
aber schloffen ein Jahr darauf (i6i6) einen gehei¬
men Bund, vermöge dessen sie alle geistliche Für-
stenthümer vertilgen, dem Hause Oesterreich Böh¬
men entreißen und Savoyen auf den Thron der
Kaiser heben wollten. Während dieß Ungewitter
sich in Teutschland unvermerkt zusammen zog,
brach es in Böhmen in vollen Flammen aus —
beide schmolzen in der Folge in eins zusammen, in¬
dem dre teutschen Fürsten an den böhmischen Unru¬
hen Antheil nahmen und so brach denn im teutschen
Reiche bald darauf der gräßliche dreißigjährige Krieg
aus, von dem ihr gewiß alle gehört haben werdet.