Graf Günther v. Schwarzwurz §
Weise zu bintertreiben und da der Markgraf Ludwig
von Brandenburg die Seele der baierschen Parthei
hieß, so glaubte er diesen vorzüglich durch eine eigen¬
ersonnene und ganz seltsame Gaukelei von seinem
Vorhaben, dem meißnischen Markgrafen als künfti¬
gem König der Teutschen beizustehen, abwendig zu
machen. Auf seine Veranstaltung nämlich erschien
auf einmahl ein Mensch, welcher betheuerte, daß er
der, wie man fälschlich glaube, vor 29 Jahren ver¬
storbene letzte Markgraf von Anhalt, Waldemar
sey Er sey aber nicht gestorben, sondern damahls
nach Jerusalem gezogen, um bei dem heil. Grabe
seiner Sünden quitt zu werden. „Ich bin (sagte
dieser Betrüger, der nichts, als ein Müller, Nah¬
mens N e h b 0 ck, war) ein armer Sünder. Meiner
Sü denlast los zu werden, entwich ich, um am h.
Grabe als ein büßender Pilger mich von den Höllen-
strafen loszuweinen; jetzt zeig' ich mich wieder, weil
meine Stammsvettern ihres Erbeigenthums beraubt
werden, weil die Baiern das brandenburgische Land
auffressen!" Daß dieser Mensch wirklich ein Be¬
trüger gewesen, ist gewiß, dennoch wurde er von
den Anhällern und Sachsen als der wahre Waldemar
erkannt. Carl that das namli he und gewann da¬
durch so viel, daß er die baiersche Parthei eine Zeit-,
lang im Zügel behielt. Dadurch aber denn ch nicht
gedemüthiget, versuchten es die Baiern abermabls,
Carln IV. einen Gegenkönig zu geben. Dieß war
ein allgemein gefürchteter, tapferer und wirklich sich
auszeichnender Mann, der Graf Günther von
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