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Aber nicht jedes Jahr füllt dem Imker das Faß; es geht ihm wie
dem Winzer, gute Honigjahre sind so selten wie gute Weinjahre.
Auch mineralische Schätze birgt die Heide. Bei Wietze und bei
Edemissen wird Erdöl gewonnen, welches vielfache Verwendung findet.
Erwähnenswert ist auch, daß in der Heide mehrfach Lager von Berg—
mehl vorhanden sind. Das Bergmehl, die Kieselgur oder die Infu—
sorienerde, besteht aus den Kieselwänden abgestorbener Pflanzen,
welche zu den Algen, also zu den kleinsten einzelligen Pflanzen ge—
gehören. Das größte Lager dieser Art ist bei Oberohe unweit
Unterlüß.
Prunklos, schlicht und einfach wie das Land ist der Bewohner.
Schlicht und einfach ist seine Behausung, sein Kleid, seine Denkart,
sein ganzes Wesen. Man erblickt hier durchweg kräftige, gesunde
Gestalten, die gemessenen Schrittes einherschreiten, mehr Kraft als
Anmut in Gang und Bewegung, ernst, wortkarg, am Alten hängend,
aber arbeitsam und genügsam. Daher findet man bei den Heidbauern
eine gewisse Wohlhabenheit. Die sogenannten „kleinen Leute“, die
ihr Brot als Tagelöhner verdienen, finden überall hinreichende Be—
schäftigung auf den Höfen der Bauern und in den Forsten. Dabei
treiben sie etwas Ackerbau auf gepachtetem Lande. In der Sommer⸗
zeit erwerben auch die Tagelöhnerfrauen und selbst die Kinder mit
Beerensuchen manche Mark. Heidelbeeren, Himbeeren, Kronsbeeren
und Wacholderbeeren sind in den meisten Waldungen, auf offener
Heide oder in den Brüchen reichlich vorhanden und finden überall
leicht Käufer.
Man darf also getrost sagen: „In den Heidgegenden wird im
allgemeinen fleißig gearbeitet; “ der Boden zwingt eben dazu. Aber
auch die andere Seite des goldenen Sprüchleins, das Beten, ist in
den meisten Orten in Üübung. Daher gibt es hier kaum einen Bettler,
sondern jeder kann sein eigenes Brot essen und hat auch noch, zu
geben den Dürftigen. Die Leute geben für wohltätige Zwecke gern
ihr Scherflein, namentlich hat die durch den Pastor Ludwig Harms in
Hermannsburg gestiftete Missionsanstalt von Anfang an durch die
Heidbewohner die kräftigste Unterstützung gefunden. August Meyer.
200. Die vorgeschichtlichen Gräber unserer Heimat.
Wenig mehr als 1000 Jahre sind vergangen, seitdem unser Lüne⸗
burger Land in das Licht der Geschichte eingetreten ist. Was vor⸗
her geschehen ist, hüllt sich in ein dichtes Dunkel, in das nur aus den
Berichten fremder Schriftsteller hier und da einmal ein schwacher
Strahl hineinleuchtet. Wie könnte es auch anders sein? Waren