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lich zu machen wusre, die Jesuiten hätten den Aufstand von
Madrid bctriben) durchzusehen wüste, daß der Jesuitenor¬
den auch in Spanien aufgehoben ward. In Folge einer
s. g. pragmatischen Sanction vom Ltcn April 1767 wurden
die Jesuiten auf ewige Zeiten aus den spanischen Territorien
entfernt und alle ihre Güter confiscirt. Die Ausfürung die¬
ser Anordnung harte zum Teil mit größter Rüksichtslosig-
■ feit stat und nicht bloß aus den pyrenäischen Reichen der
Krone sondern auch aus den überseeischen wurden sämtliche
Jesuiten nach dem Kirchenstate gefürt, wo man sie anfangs
nicht aufnemen wolte, und so teils der verlängerte Aufent¬
halt auf den Schiffen, teils dann der Aufenthalt, den die
französische Regirung einstweilen in Corsika bewilligte, aber
auch unter sehr armseligen Verhältnissen, einer Menge die¬
ser armen Leute zum Verderben ward.
Diese Reaction gegen die 3cfui;cn in Spanien war übrigens nicht
so wol mcbr eine Folge der Entdeckung, die inan in Portugal über
ihre eigentümliche Festsetzung in Südamerika gemacht hatte, als vil¬
mehr die Nemesis, welche den Orden wegen seiner früheren Verfol¬
gung der Jansrnisten ereilte, und im Grunde ist auch schon das Ver-
farcn Carvalhos zum Teil aus dieser Quelle abzuleiten, denn ohne
die feindselige Richtung gegen die Jesuiten, die sich in der französi¬
schen schönen und s. g. philosophischen Litteratur festgcstclt hatte, und
welche bestimmend auch auf Earvaldos Bildung wirkte, würde dieser
schon schwerlich zu solchen Gcwaltfchritken gekommen sein. So aber
hatte er die durch die französische Litteratur bcstimtc öffenllichc Mei¬
nung Europa's im Rücken, und durfte darauf rechnen sich bei ihr
eine Art Heldenrum zu erwerben durch sein Verfarcn. Daß die Je¬
suiten in Frankreich nun alles aufboren, um die seil ihren Streitig¬
keiten mit den Jansenisten enlwickclkcn antikirchlichcn Mächte in der
französischen Litteratur unwirksam zu machen, war natürlich, allein
sic hatten hier eine feindselige Bildung hervorgerufen, und durch ihre
Verfolgung stark gemacht, der sie am Ende auch in diesem Lande
unterlagen. Das Verfarcn Carvalho'S hatte auf alle glcichgcsinte in
Frankreich wie ein clcclrischer Schlag gewirkt, und bald war ein ge¬
ringfügiger Anlaß hinreichend, auch aus Frankreich den Orden zu
vertreiben. Nämlich auch in den französischen Territorien, wie überal,
hatte sich der Orden merkantiler Bctribe angenommen. Der Jesuit
la Valette, Vorsteher der Mi.sion in Westindim, genoß in Folge
großer und glüklichcr Handclespeculationcn eines außerordentlichen
Eredites; allein wärcnd deü siebenjährigen Krieges waren mehrere
Schiffe, die aus Rechnung des Ordens geladen waren, auf ihrer Uc-
brrfart von Martinique nach Frankreich von den Engländern gcka-