Full text: Neue Handelsgeographie

II. Die süddeutsche Gruppe. 
wölbet, sich in mehrern Stockwerken die tropfsteinbehängten Kammern 
der Gailenrenther und anderer Höhlen: die Katakomben einer ganzen 
Welt vorsündflutlicher Bären, Löwen, Hyänen re. 
Das wichtigste und massenhafteste Produkt des süddeutschen fsiHt-20 
bflDS ist Getreide, namentlich der Spelz, vielortS als „Korn" be¬ 
zeichnet*). Alle drei Staaten erzeugen über den Bedarf, und zwar nicht 
blos in Schwaben. Es sind auch Niederbayern *), Franken, die Pfalz'), 
die württembergischen Gebiete zwischen Schwarzwald und Jura und die 
Ebene am Mittelrhein ergiebige Fruchtländer. Wer flch einen Begriff 
von dem Kornreichthum machen will, der bereise zur Erntezeit eines der 
berühmten Fruchtgebiete , z. B. die Ebene, welche sich südlich der DoNau 
von Rcgensburg über Straubing gegen'Passau hinunter zieht, oder 
auch die Umgegenden von Nördlingen und Octtingen, das Ries genannt; 
oder er besuche jene schwäbischen Fruchtmärkte, von welchen oben ($17) 
die Rede gewesen, oder einen der oberbayerischenI) 3), z.B. eine „Schranne" 
in München. Es werden diesem Platze jährlich 6—700,000 bayerische 
Scheffel*) zugeführt. 
Neben dem Korn findet auch der Mais Berücksichtigung, am mei¬ 
sten in der Rheinebene, überhaupt in den Weinländern; doch wird nächst 
dem Spelz am meisten Hafer und Roggen gebaut, auch Gerste, 
weniger hingegen Weizen. 
Die Gerste, das Haupt-Rohptodukt für den Bierbrauer, erinnert 21 
uns an den Hopfen. Der vorzüglichste bayerische Hopfen wächst um 
Spalt, Hersbruck, Lauf, Fürth, Mtdorf u. s. f, kurz in Mittelfranken. 
Auch Oberfranken und Schwaben gehören zu den ersten Hopfenprodu- 
zenten. Man schätzt aber auch das bayerische Bier zu den Qualitäten 
ersten Ranges, ganz besonders das an Ertrakt und Zucker reiche Bock« 
und Salvator-Bier der Münchener Brauer. Bayerns 5000 Bierbrauereien 
mögen im Ganzen jährlich 8 — 9,000,000 Eimer produzircn — eine 
Masse, welche namhafte Ausfuhr möglich macht. Dieselbe geht beson¬ 
ders nach dem nördlichen Deutschland. 
I) die Bezirke rings um die Jsarmiindung (Landshut, Straubing. Paffau), 
wahrend München der Mittelpunkt Oterbayern« ist. 2) bayerisch auf der linke« 
Seite des Rhein» (Rhei »Pfalz) und badisch, ans der rechten Rheinseite, der 
Rhcinpfalz gegenüber (badische Pfalz), beide zusammen im Gegensatz zur (bayeri¬ 
schen) Oberpfalz, d.h. den Gegenden um Amberg (und RegenSburg). 0) siehe 
Anmerkung t. 4) -> 1,482 Schweizermalter; denn 1 bayer. Scheffel —222,357 Liter, 
ein Schweizermaltrr — 150 Liter. *) anderwärts heißt der Reggen so.
	        
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