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und Polen überboten sich in Thaten der Tapferkeit. Endlich war kein
Halten mehr bei den türkischen Horden, und im Schutze der sinkenden
Nacht suchten sie Rettung in eiliger Flucht. Unermeßliche Beute und
Tausende von Christensklaven sielen den Siegern in die Hände. Sre
wurden in Wien mit unbeschreiblichem Jubel uud den höchsten Ehren
empfangen, besonders Johann Sobieski, der Held des Tages. Das Volk
küßte ihm Füße und Steigbügel, und in den Kirchen wurde bei einem
feierlichen Dankgottesdienste als Text das Bibelwort gewählt: „Es war
ein Mann von Gott gesandt, der hieß Johannes." Kaiser Leopold
aber hatte in der Zeit peinliche Skrupel darüber, wie er dem Wahl-
könige seine Dankbarkeit bezeugen könne, ohne seiner Würde etwas zu
vergeben. In den nun folgenden Türkenkriegen wurden glänzende Thaten
der Tapferkeit gethau, vor allen durch den Prinzen Eugeu von
Savoyen, den edlen Ritter, der in seinem unscheinbaren Körper eme
edle Seele und ein seltenes Feldherrntalent vereinigte. Er erfocht unter
andern den herrlichen Sieg bei Zentha an der Theiß (1697), eroberte
Belgrad und entriß im Frieden von Karlowitz (1699) den Türken
Ungarn und Siebenbürgen.
fragen: Wie sind des großen Kurfürsten Ingendeindrücke wichtig für seine
Regierung geworden?— Warum war seine bewaffnete Neutralität im Wjähngen
Kriege so wichtig? — Wodurch hat er eine staatliche Einheit hergestellt? — Wie
hat er seine deutsche und christliche Gesinnung gezeigt? — Wie konnte er in seinem
Testamente eine Teilung seines Landes anordnen? — „Georg Derfslmger' von
Karl Weise. „Feldmarschall Derfslinger" von Lehmann. „Froben" von Mmdmg.
„Die Befreiung Wiens." „Die Sieger" von Vogl. „Prinz Engen vor Belgrad.
„Bei Höchstädt" von Geibel.
68. Der erste König von Preußen, Friedrich I. (1688—1713).
1. Friedrich, als Kurfürst der dritte seines Namens, hat das Ver-
dienst, der von seinen Vätern ererbten Macht den gebührenden Namen
verschafft zu haben. Er hatte einen schwächlichen, etwas verwachsenen
Körper. Seine mäßigen Anlagen waren durch seine edle Mutter unv
den ernsten Eberhard von Dankelmann ziemlich glücklich ent-
wickelt worden. Er war gutherzig und leutselig, zeigte dabei aber einen
Hang zu Prunk und Eitelkeit und geringe Festigkeit des Charakters.
Schmeichler gewannen leicht sein Ohr und Günstlinge sein Herz. Dje
in dem Testamente seines Vaters angeordnete Teilung des Landes wußte
er zu verhindern, indem er seine Brüder mit Geld befriedigte und die
Zustimmung des Kaisers durch Abtretung des Schwiebuser Kreises er-
warb. Dieser Kreis war das einzige, was der Kaiser nach dem Aus-
sterben der Herzöge von Liegnitz von der schleichen Erbschaft Brandenburg
gelassen hatte. So lange sich Friedrich der Fühnmg seines gewissenhaften
Erziehers überließ, ging alles gut. Jedoch mehr und mehr wurden ih"1
der Ernst, die Sparsamkeit und die Vorstellungen Dankelmanns lästig-
Viel besser gefielen ihm die Schmeicheleien und die höfische Kunst des