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§ 2. Jetzige Hauptstraßen. 
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auch in undicht bevölkerten, jedoch wirtschaftlich so hoch entwickelten 
Landen wie den Vereinigten Staaten neuerdings massenhaft Eisen- 
bahnen gebaut. China allein unter allen dicht bevölkerten und arbeit- 
samen Gebieten war bis vor kurzem ohne Eisenbahn wegen starrsinniger 
Abneigung der Chinesen gegen die fremde Erfindung. Die Eisen- 
bahnen der ganzen Erde haben bis jetzt bereits eine Lange erreicht, 
daß man sie 18 mal um den Äquator legen könnte. 
Billiger freilich ist die Benutzung von Flüssen und Kanälen. 
Wo bei minderzähliger Bevölkerung Ströme mit geräumigen Dampfern 
befahren werden, genügen diese oft selbst für den Personen- und Brief- 
verkehr. So ist die Wolga abwärts von Nifchni Nowgorod ohne Eisen¬ 
bahn an ihren Ufern, streckenweise sogar der Mississippi abwärts von 
St. Louis (wie anders hingegen der norddeutsche Rhein mit seinen 
Passagierdampfern, Schleppdampfern und Eisenbahnen auf beiden Ufer- 
feiten!). Der Handelsverkehr muß Wasserstraßen ihrer Billigkeit halber 
immer vor Eisenbahnen bevorzugen, wenn jene für den bestimmten 
Zweck rasch genug befördern und diese die Ware bis zur Unverkäuflich- 
keit verteuern würden. Schwere oder umfangreiche Waren verfolgen 
darum vorzugsweise den Wasserweg. Rußland versendet sein Getreide 
weit mehr auf seinen Fluß- und Kanallinien als auf der Eisenbahn; 
das engmaschige Kanalnetz Englands dient vornehmlich der Steinkohlen- 
Verfrachtung; Holz wird, wenn irgend möglich, überall verflößt. 
1. Europa. 
Die größte Schnellverkehrsader durchzieht Europa in seiner 
Haupterstreckung von SW. nach NO. nahe seiner Mittellinie: die 
Eisenbahn von Lissabon über Madrid, um das W.-Ende der Pyrenäen, 
weiter über Paris, Berlin, Warschau, Moskau bis Nischni Nowgorod, 
dann die Dampfschifflinie auf Wolga und Kama bis Perm, von hier aus 
wieder Eisenbahnlinie über den Ural nach Jekaterinburg und weiter in 
der Richtung auf Tobolsk. 
An diesen Hauptstamm setzen sich folgende Eisenbahnzweige: 
1. von Paris aus 
a) gen N. über Calais (die Lücke des Kanals durch Dampfer- 
Verbindung mit Dover schließend) nach London, von hier 
einerseits nach Liverpool, anderseits durch Mittel- und 
Nordengland über Sheffield, Leeds, Newcastle nach Edin- 
bürg und Glasgow, 
d) gen O. die Linie des „Orient-Expreßzugs" über Straß- 
bürg, München, Wien, Budapest nach Konstantinopel, 
c) gen SO. nach den Mittelmeerhäfen, nämlich über Lyon 
nach Marseille oder über die Westalpen (durch den Mont- 
Cenistunnel) nach Turin, sei es zum Dampferanschluß in 
den tyrrhenischen Häfen (Genua, Neapel), sei es zu dem in 
Brindisi mittels der italienischen Rückenbahn über Ancona; 
Kirchhofs, Erdkunde II. S, Aufl. 17
	        
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