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Scham und Ehrbarkeit sind, wie wir bereits
erwähnt haben, die Mitgabe, welche den flämischen
Weiber» von der Natur ertheilt worden ist. Alle
Reisende rühmen nicht weniger die Klugheit und
bescheidene Zurückhaltung. Ihre Ohren sind eben
so keusch wie ihre Augen, und unzüchtige Lieder
ertönen nie von ihren Lippen. Da sie von Natur
zu keinen Ausschweifungen geneigt sind, so beobach,
len sie fast durchgängig die ihren Männern ange,
lobte Treue. Ihre Lebensart ist arbeitsam; sie
spielen Nicht, lieben keinen Putz, und nehmen nie»
mals von Mannspersonen Besuche an. Tod oder
Sklaverei ist die unausbleibliche Strafe des Ehe,
bruchs in diesem Lande. Gemeine Weiber ge,
pießen große Freiheit, aber die Vornehmer» führen
ein sehr eingezogenes Leben. Im Ganzen genom¬
men hegen sie die zärtlichste Zuneigung für ihre
Männer. Den Berichten einiger Reisenden zu
Folge denken die Töchter in diesem Stück bei wei,
rem nicht so fromm, wie die Mütter, und pflegen
öfters die Wachsamkeit ihrer Hüter zu hintergehen.
Werden ihre Liebeshändel entdeckt, so verkaufen