Full text: Griechische und römische Geschichte, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Mittelalters (Teil 1)

Friedrich I. Barbarossa. 1152—1190. 
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seinen zehnjährigen Sohn Heinrich, der später der Löwe benannt wurde, 
führten seine Verwandten den Krieg weiter. Als damals Konrad die 
Stadt Weinsberg durch einen Sieg über seine Feinde zur Ergebung zwang, 
soll er den Frauen gestattet haben, die Stadt zu verlassen und ihren wert- 
vollsten Besitz mitzunehmen; da trug jede, so wird berichtet, auf dem eigenen 
Rücken ihren Mann davon. Der Krieg fand ein vorläufiges Ende durch 
einen Vergleich, in welchem Heinrich Sachsen zugesprochen wurde. 
Durch die hinreißende Predigt des Mönches Bernhard von Clair- |er^„ge 
vaux ließ sich König Konrad bestimmen, mit dem Könige von Frankreich 
am zweiten Kreuzzug teilzunehmen, der sich nötig machte, da die Türken 
wieder in den Kreuzfahrerstaat eingebrochen waren. Das Unternehmen brachte 
den Kreuzfahrern die größten Verluste, verlief aber ohne jedes Ergebnis. 
Friedrich I. Barbarossa. 1152—1190. 
§ 00. Friedrich I. und die Unterwerfung der lombardischen Städte, s^edrichs 
Konrads III. Nachfolger wurde sein ihn an Gaben und Charakter weit achten, 
überragender Neffe Friedrich, von den Italienern wegen seines rötlichen 
Vollbartes Barbarossa genannt, das Urbild deutscher Tatkraft und edler 
Männlichkeit. Kein Kaiser des alten Reiches hat sich dem deutschen Volke 
so tief eingeprägt als er. Seine Mutter war eine Welfin, er daher ein 
Vetter Heinrichs des Löwen. Friedrich gab ihm zum Herzogtums MnÄ d« 
Sachsen das Herzogtum Bayern zurück, und beide Männer sind lange Zeit 28toe- 
gute Freunde gewesen. 
In einem Punkte waren sie jedoch grundverschieden: Heinrich war 
ein Gegner der italienischen Politik der Kaiser und suchte diejenigen Gebiete 
Ostgermaniens wiederzugewinnen, die durch die Völkerwanderung an die 
Slaven verloren gegangen waren; Friedrich dagegen strebte vornehmlich 
nach Italien, teils um die Kaiserkrone zu gewinnen, teils um die sinkende 
kaiserliche Macht wiederherzustellen und besonders, um die Städte der lom- 
bardischen Ebene unter seine Gewalt zu beugen. Diese waren nämlich ^iAn^ 
infolge des Handels mit dem Orient, der unter dem Einfluß der Kreuzzüge ®tübtc- 
sich hoch entwickelt hatte, zu großem Wohlstand gelangt; das Gewerbe war 
emporgeblüht, der Geldverkehr hatte großen Umfang angenommen, schon 
waren Banken entstanden. Die Städte, unter denen neben den Seestädten 
Pisa, Venedig und Genua als wichtigster Handelsplatz des Binnenlandes 
Mailand hervorragte, hatten die unruhvollen letzten Jahrzehnte benutzt, 
um sich vom Königtum fast unabhängig zu machen; sie wählten ihre Be- 
amten selbst, sie erhoben Zölle und prägten Münzen. Ja, die Mailänder 
suchten sich bereits die kleineren Nachbarstädte untertänig zu machen.
	        
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