Full text: [Teil 1, [Schülerbd.]] (Teil 1, [Schülerbd.])

in zwei Hälften. Das macht ihm gar keine Mühe. Das Eichhörnchen 
ist der beste Nußknacker. Es zerbeißt die härtesten Nußschalen und schält 
den Samen geschickt aus den Schuppen der Tannenzapfen. 
Was aber das Eichhörnchen ebensogut kann wie Nüsseknacken, das 
ist das Springen und Klettern. Der kleine Geselle ist ein rechter Seiltänzer 
und Turner. Auf den dünnsten Zweigen läuft er leicht und sicher hin. 
Blitzschnell springt er am Baume hinauf und hinab, von Zweig zu 
Zweig, von Ast zu Ast, und schwingt sich im Nu rings um den Stamm, 
ohne zu fallen. 
Das Eichhörnchen hat es aber oft auch nötig, flink zu sein. Sein 
grimmiger Feind ist der böse Baummarder, der ebenso schnell klettern 
und springen kann. Leise schleicht der sich an das Eichhörnchen heran, 
um es mit seinen Krallen zu packen und zu töten. Aber das Tierchen 
sieht ihn wohl und flieht rasch davon. Nun beginnt eine wilde Jagd. 
Blitzschnell läuft das Eichhörnchen viele Male um den Stamm des 
Baumes, der Marder stets dicht hinter ihm drein. Nun springen beide 
von Ast zu Ast, den Baum hinauf und hinunter. Endlich hat der 
Marder das Eichhörnchen ganz nach oben getrieben, bis nahe dem Wipfel 
des Baumes. Es kann nicht mehr zurück. Armes Tierchen, jetzt bist 
du verloren, gleich mußt du unter den Krallen des Marders bluten! 
Aber was ist das? Auf einmal streckt das Eichhörnchen seine vier Beine 
und seinen buschigen Schwanz von sich und springt von oben herab 
in die Tiefe. Der kühne Sprung ist ihm gelungen. Ohne Schaden 
kommt es unten am Boden an und eilt, so rasch es nur kann, von 
dannen. Nun sieh zu, du böser Räuber, wie du das Eichhörnchen einholen 
kannst! 
Das Eichhörnchen muß auch für den Winter sorgen. Ganze Haufen 
von Nüssen trägt es in die Löcher der Bäume und versteckt sie dort 
sorgsam. Sein großes, rundes Nest hoch oben im Baume ist im Winter 
sein Schlafkämmerchen. Darin hat es sich von Moos ein weiches Bett 
gemacht. Wenn der Wind kalt bläst, so verstopft das kluge Tierchen 
die kleine Tür seines Nestes. Nun legt es sich behaglich zusammengerollt 
in seinem Bettchen zurecht und schläft, während der Wald draußen 
in ein weißes Schneetuch eingehüllt ist. Wenn aber im Winter die 
Sonne hell auf den Schnee scheint und die Luft erwärmt, so erwacht 
das Eichhörnchen, steht auf und macht einen kleinen Spazierlauf auf 
dem Baume. Dann legt es sich wieder still in sein Nest, bis die warme 
Frühlingssonne den Schnee wegschmilzt und die Bäume wieder Blätter 
bekommen. Schlaf in deinem Kämmerchen, liebes Eichhörnchen! Mögen 
der böse Baummarder und die großen Raubvögel dich in deinem Winter— 
schlafe nicht stören! Hermann Wagner. 
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