Full text: Lesebuch für die Oberstufe der katholischen Elementarschulen in Elsaß-Lothringen

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Eisberge ihre Lage und Gestalt. Durch die Strömung des Meeres 
rücken sie allmählich gegen Süden fort; sobald sie aber in mildere 
Gegenden kommen, fangen sie an zu schmelzen und lösen sich am 
Ende ganz aus. Setzt aber ein Sturm diese Massen in eine gewalt¬ 
same Bewegung, so ereignen sich dadurch grauenerregende Erscheinungen. 
Eisfelder werden übereinander geschoben; mit gewaltiger Kraft fahren 
die Eisberge aneinander und zersplittern krachend in unzählige kleinere 
Stücke; andere vereinigen sich miteinander und bilden dadurch wundersame 
Gestalten, wieder andere werden teilweise von der Gewalt der Wellen 
und des Windes durchbrochen und verändern dadurch ihre Form. Des¬ 
wegen sieht man auch die Eisberge in Gestalt von Grotten, Gewölben, 
Brücken, Türmen und Pfeilern daherschwimmen. 
Nicht minder wichtig ist das festliegende Eis. Man würde 
sich täuschen, wenn man sich darunter eine weite Fläche vorstellte, wie 
man solche aus Teichen und Flüssen sieht. Der Rand des festen Eises 
ist durch das fortwährende Abbrechen der Eisfelder und Eisberge und 
durch das Anwachsen neuer Eismassen sehr ungleich. Man bemerkt 
hier ebenfalls tiefe Buchten und Einschnitte, wie an der Küste des 
testen Landes. Durch den tiefen Schnee, der durch den Wind oft an 
einer Stelle zusammengeweht wird und fest friert, entstehen An¬ 
hohen und Hügel, zwischen welchen wieder Thäler sich befinden; so 
herrscht auch hier eine große Abwechslung. Nirgends ruht die Na¬ 
tur, überall äußert sie das Streben, hervorzubringen und zu ver¬ 
ändern. 
Auch an lebenden Geschöpfen ist das Eismeer nicht arm. Der 
gütige Gott gab diesen Geschöpfen eine solche Beschaffenheit, daß sie 
auch dem härtesten Froste trotzen können. Er verlieh ihrem Körper 
entweder eine für die Kälte undurchdringliche Fetthülle, oder einen 
dichten Pelz, der sie gegen die Einwirkungen des eisigen Klimas schützt. 
Hier schwimmen die Walfische, die Riesen des Meeres, lang wie die 
Kirchen und hoch wie die Häuser, aus ihren Luftlöchern armdicke 
Basserstrahlen spritzend; hier sonnen sich Hunderte von Robben aus 
den Eisfeldern; hier weilen die Eisbären, und Scharen von Möwen 
und anderen Wasservögeln bedecken die Eisfelder und Eisberge. Diese 
■¿-iere, besonders die Walfische und Robben, sind es, welche den Men¬ 
schen in jene Gegenden locken, da ihr Fett oder Thran einen gewinn¬ 
dringenden Handelsartikel ausmacht. Auch ist es der Durst nach 
Naturkenntnis, welche den Menschen veranlaßt, jene eisigen Meere zu 
besuchen. Übrigens zeigt das Vorhergehende, daß eine Fahrt nach
	        
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