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Die wichtigsten Bodenarten und ihre Verbesserung durch Kultur.
3. Was aber aus dem Boden gemacht werden kann, sehen
wir an dem benachbarten Pelde. In der unteren Schicht, ganz
dem eben verlassenen gleich, zeigt es oben eine mächtige H um us-
lLage, die, dureh langjährige Bewirtschaftung geschaffen, reich—
lich Früchte getragen hat. Dioht wie eine Bürste stehen die Roggen-
stoppeln, und vergebens suchen wir unter ihnen nach den ver-
rãterischen Eindringlingen. Denen ist dieser Boden zu feucht.
Denn Humus saugt die Nässe wie ein Schwamm ein und speichert
die im Wasser gelõösten Nährsalze für seine Bewohner auf.
4. Wieder eine Strecke weiter gewahren wir ein ganz anderes
Bild. Eine Lehmscohicehbt, anfänglich sehr tief liegend, ist
immer weiter emporgestiegen und liegt hier dicht unter der Acker-
krume. Lehm ist nun, wenn er sich voll Wasser gesogen hat, für
weiteres Wasser vollständig undurehlässig. So wird die obere
Humusschicht zu feucht, der Boden wird kaltgründiig, wie der
Landmann es nennt. Die Wärme kann nicht genügend eindringen,
und da unsere Getreidearten eine verhältnismãbig hohe Temperatur
zum Keimen brauchen, entwickeln sie sich nicht zeitig genug,
während die in dieser Beziehung anspruchslosen Trespen und
Wucherblumen krãäftig gedeihen, die junge Saat überwuchern und
dureh Abschneidung von Licht und Luft ersticken. Viele Getreide-
körner verwesen sogar zwecklos in der Erde; denn wenn sie aueh
in trockenem, luftigem Boden sich lange halten, verkommen sie
doch in kaltem und feuchtem Erdreich.
5. Wie unzuträglich Kaltgründiger Boden den aller-
meisten Pflanzen ist, zeigt uns recht deutlich die benachbarte
kleine Wiese. Da wachsen beinahe nur die Pflanzen, die wir
seinerzeit an dem sumpfigen FPlubufer fanden: Riedgräser, Sumpf-
dotterblume, Scharbocekskraut, Wiesenschaumkraut und Wiesen-
kresse. — Simsen und Binsen allerdings fehlen noch. Dennoch
ist es kKein wirklicher Sumpf. Auch gedeihen noch einige anspruchs-
vollere Pflanzen, wie das schöne Stucentenröschen, das Tausend-
schönehen u. a.; aber die sogenannten süben, d. h. echten Gräser
sind beinahe völlig verschwunden, und gar Klee sucht man ver—
gebens. Die Wiese ist beinahe wertlos; denn das aus ihr gewonnene
Futter fresson Kaum die doch so bescheidenen Schafe.
6. Dem Acker und der Wiese könnte nur dureh Drainage
geholfen werden. Die Tonröhren würden dann den Dienst leisten,
welchen den anfangs von uns besuehten Lckern die durchlässige
Sandschicht erwies, sie wüũrden das überschüssige Wasser abführen.
Dann würden bald die vorher namhaft gemachten, kaltgrüncigen
Boden liebenden Pflanzen verschwinden und nützlicheé an ihre
Stelle treten. Reiner Lehm ist, wie wohl aus dem Vorstehenden
klar wird, für die Bewirtschaftung am wenigsten geeignet. In
feuchtem Wetter wird er zum zähen Brei, im trockenen zur stein—
harten Kruste. Diese Ubelstände werden dureh Drainage und