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4. Per. 2. Zeitr. Johann Christoph Friedrich von Schiller.
Wie viele zarte Kinder vaterlos, wie viel
Verlobte Bräute Witwen worden sind durch euch!
Auch Englands Mütter mögen die Verzweiflung nun
Erfahren und die Thränen kennen lernen,
55 Die Frankreichs jammervolle Gattinnen geweint.
Montgomery.
O, schwer ist's, in der Fremde sterben unbeweint.
Johanna.
Wer rief euch in das fremde Land, den blüh'nden Fleiß
Der Felder zu verwüsten, von dem heim'schen Herd
Uns zu verjagen und des Krieges Feuerbrand
60 Zu werfen in der Städte friedlich Heiligtum?
Ihr träumtet schon in eures Herzens eitlem Wahn,
Den freigebornen Franken in der Knechtschaft Schmach
Zu stürzen und dies große Land, gleichwie ein Boot,
An euer stolzes Meerschiff zu befestigen!
65 Ihr Thoren! Frankreichs königliches Wappen hängt
Am Throne Gottes. Eher riss't ihr einen Stern
Vom Himmelswagen, als ein Dorf aus diesem Reich,
Dem unzertrennlich ewig einigen! — Der Tag
Der Rache ist gekommen; nicht lebendig mehr
70 Zurücke messen werdet ihr das heil'ge Meer,
Das Gott zur Länderscheide zwischen euch und uns
Gesetzt, und das ihr frevelnd überschritten habt.
Montgomery ilä6t ihre Hand los>.
O, ich muß sterben! Grausend faßt mich schon der Tod.
Johanna.
Stirb, Freund! Warum so zaghaft zittern vor dem Tod,
75 Dem nnentfliehbaren Geschick? — Sieh mich an! Sieh!
Ich bin nur eine Jungfrau, eine Schäferin
Geboren; nicht des Schwerts gewohnt ist diese Hand,
Die den unschuldig frommen Hirtenstab geführt.
Doch, weggerissen von der heimatlichen Flur,
80 Von Vaters Busen, von der Schwestern lieber Brust,
Muß ich hier, ich muß — mich treibt die Götterstimme, nicht
Eignes Gelüsten — euch zu bitterm Harm, mir nicht
Zur Freude, ein Gespenst des Schreckens, würgend gehn,
Den Tod verbreiten und sein Opfer sein zuletzt!
85 Denn nicht den Tag der frohen Heimkehr werd' ich sehn.
Noch vielen von den Euern werd' ich tödlich sein,
Noch viele Witwen machen, aber endlich werd'
Ich selbst umkommen und erfüllen mein Geschick.
— Erfülle du auch deines! Greife frisch zum Schwert,
90 Und um des Lebens süße Beute kämpfen wir!
Montgomery (steht auf).
Nun, wenn du sterblich bist, wie ich, und Waffen dich
Verwunden, kann's auch meinem Arm beschicken sein,