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3. Und hast du heut gefehlet,
o schaue nicht zurück;
empfinde dich beseelet
von freier Gnade Glück!
Auch des Verirrten denket
der Hirt auf hoher Wacht —
wirf ab, Herz, was dich kränket,
und was dir bange macht!
4. Nun stehn im Himmelskreise
die Stern' in Majestät;
in gleichem festem Gleise
der goldne Wagen geht.
Und gleich den Sternen lenket
er deinen Weg durch Nacht —
wirf ab, Herz, was dich kränket,
und was dir bange macht!
Auf den Ruinen der Braunsburg untern Neuwied am Abend des 21. Oktober 1843.
33. Im Vorfrüũhling.
Heinrich Zeise.
Deutsche Jugend. Herausg. von J. Lohmeyer. XXIIL. Band. Leipzig. S. 1.
1. Der Krokus keimt zur Stunde
im weichen Gartenbeet,
und Primeln bringen Kunde,
daß froh der Lenz ersteht,
und alles drängt zum Leben,
und alles drängt zum Lächt
in sel'gem Aufwärtsstreben,
das jede Knospe bricht.
2. Die Schwalben, die vorm Jahre
an unserm Dach gebaut,
sie nahn und auch die Stare
mit sübem EFrüblingslaut.
Grün strahlt der Schmelz der Weiden,
es rauscht das Schilf im See,
Schlehdorn und Hecken kleiden
sich reich in Blütenschnee.
3. Wie kannst du länger säumen
im engen, stillen Haus?
Zieh aus den dumpfen Räumen
in all die Pracht hinaus!
Fũhl', wie aus niedrem Staube
die Seele sich erbebt,
und sel'ger Gottesglaube
dix tief das Herz durchbebt!
Deutsch. Lesebuch 4. Iv. R. M. —N. —