nicht eher losschlagen, als bis der Kurfürst selber nachgekommen
sei. Bei Fehrbellin rnachen die Schweden Halt und nehmen eine
gute Stellung ein. Prinz Homburg, von seinem Milte verleitet,
greift an, wird aber bald gänzlich umzingelt. ’ Der Kurfürst mit
zweiundvierzighundert Reitern und dreizehn Geschützen — er hat
sein Fußvolk dahinten lassen müssen — eilt ihm zu Hilfe. Nun
geht alles im Sturmlaufe vor. Schnell übersieht der Kurfürst die
Stellung, postiert auf einem noch unbesetzten Hügel sein Geschütz,
und dieses donnert in den Feind. Die Schweden dringen wütend
gegen den Hügel und das Brandenburger Geschütz,' schon wanken
einige Scharen, als Friedrich selbst herbeieilt und sich an die
Spitze etlicher Schwadronen stellt, die keine Offiziere mehr haben.
„Mut!" ruft er, „ich, ich, euer Fürst, nun euer Hauptmann, will
siegen oder ritterlich mit euch sterben!" Da werfen die kräftigen
brandenburgischen Arme die Feinde auf allen Seiten, und Wränget
nimmt seinen Rückzug nach Fehrbellin. Alles Geschütz und Gepäck
werden eine Beute der Sieger.
Es war eine denkwürdige Schlacht, die erste, welche Branden¬
burger allein und über einen Feind gewonnen, der seither noch
im Glauben der Unbesiegbarkeit stand. Bon der Beute gab der
Kurfürst zweitausend Wagen und unzählig Vieh dem schwer mit-
genonnnenen Landvolke. In Berlin mit Jubel empfangen, hielt
Friedrich Wilhelm vor allem einen Dankgottesdienst, wozu er den
Text angab, Jeremias XX, 11: „Der Herr ist bei mir wie ein
starker Held, darum werden meine Verfolger fallen." Den Glück¬
wünschenden sagte er: „Es ist Gottes Wille, der hat es gethan."
45. Die Schlacht bei Roßbach am 5. November 1757.
Johann Wilhelm von Archenholtz.
Friedrichs Lage war zu Ende des Jahres 1757 schrecklich;
in der Nähe und in der Ferne Feinde, die sich beständig mehrten.
Vergebens waren seine Siege, und vergebens floß das Bült seiner
tapferen Krieger. Die Macht der Gegner wuchs beständig und
trotzte den Niederlagen. Es war das Haupt der Hydra,- hatte er
eine Armee geschlagen, so rückten ihm zwei entgegen. Ein Reichs¬
beschluß hatte ihn als einen Feind des germanischen Reiches, den
Ulan vernichten müßte, bezeichnet. Der Vorsatz und die Macht,
ihn zu Boden zu drücken, waren stärker als jemals, und seine Hoff-
llung nie schwächer. Dennoch war die Heiterkeit seines Geistes
in eben diesem Zeitpunkte so groß, daß er sein Testament in