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Reichssoldaten warfen ihre Gewehre weg, um sich desto geschwinder
retten zu können- nur einige schweizer Regimenter fochten noch eine
Zeit lang und waren die letzten auf dem Schlachtfelde.
Der Sieg war so geschwind entschieden worden, daß selbst
die Überwundenen nicht einmal auf die Ehre eines starken Wider¬
standes Anspruch machten, sondern sich mit ihrem Panischen Schrecken
entschuldigten- dabei unterließen die Franzosen jedoch nicht, den
Reichstruppen alle Schuld beizumeffen. Viele einzelne Züge ver¬
mehrten die Merkwürdigkeit des Tages. Der König fand auf
der Walstatt einen französischen Grenadier, der sich gegen drei
preußische Reiter wie ein Rasender verteidigte und sich nicht ergeben
wollte. Der Befehl Friedrichs machte diesem ungleichen Kampfe
ein Ende. Er fragte den Grenadier, ob er sich denn unüberwidlich
glaube- dieser antwortete: „Ja, Sire, unter Ihrer Anführung!"
Der König ging auf dem Schlachtfelde umher und tröstete die
verwundeten französischen Offiziere, welche, gerührt über diese
Herablassung, ihn als den vollkommensten Überwinder begrüßten,
der, nicht zufrieden, ihre Körper bezwungen zu haben, nun auch
ihre Herzen erobert hätte.
Die Beute der Sieger war sehr groß. Unter anderem fiel
eine Menge Ludwigskreuze den preußischen Husaren in die Hände,
die sich damit putzten. Es wurden dreiundsechzig Kanonen und zwei¬
undzwanzig Fahnen erobert und 6220 Gefangene gemacht. Die
vereinigten Armeeen hatten 3560 Tote und Verwundete, die Preußen
nur 365- unter den Verwundeten befanden sich auch Prinz Heinrich
von Preußen und der General Seidlitz. Ein so wohlfeiler uud-
doch dabei so vollkommener Sieg gegen ein kriegerisches Volk ist
in der neueren Geschichte ohne Beispiel. Die Kürze des Tages in
dieser Jahreszeit rettete das fliehende Heer vom gänzlichen Ünter-
gange- denn es war kein Rückzug, sondern eine Flucht in der mög¬
lichsten Verwirrung. Die Geschlagenen verschwanden in Sachsen und
den angrenzenden Ländern spurlos - sie zerstörten alle Brücken, um
nicht verfolgt zu werden, und zerstreuten sich dabei so außerordent¬
lich, daß viele Haufen von ihnen nicht eher als am Rheine halt
machten - denn immer glaubten sie, den König hinter sich zu haben.
Alle deutschen Völkerschaften, große und kleine, ohne Rücksicht
auf Partei, Reichsbeschlüsse und eigenes Interesse, waren mit
diesem Siege gegen die Franzosen zufrieden, den man als einen
Nationaltriumph ansah. Diese Stimmung äußerte sich allenthalben,
selbst auf dem Schlachtfelde. Ein preußischer Reiter, im Begriffe,
einen französischen gefangenzunehmen, erblickt in dem Augenblicke,