Full text: [Stufe 2, [Schülerbd.]] (Stufe 2, [Schülerbd.])

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Fässer und Geschirr mitgebracht, um, wenn es regne und der Dorf¬ 
bach sich fülle, doch auch Heuer, wie sonst, ihre Festtagsreinigungen 
vornehmen zu können und feierliche Pfingsten zu halten. Aber 
es wurde Nachmittag, und noch kein Tropfen war gefallen/ die 
Wolken wurden zwar nicht dünner, — aber es kam auch der Abend, 
und kein Tropfen war gefallen. 
Des anderen Morgens, als sich die Augen aller Menschen 
öffneten, war der ganze Heidehimmel grau, und ein dichter, sanfter 
Landregen träufelte nieder. 
Alles, alles war nun gelöst/ die freudigen Festgruppen der 
Kirchgänger rüsteten sich und ließen gern das köstliche Naß durch 
ihre Kleider sinken, um nur zum Tempel Gottes zu gehen und 
zu danken. Lmmg.) 
64. Der Frühling. 
Ernst Ludwig Rietsert. 
Neu verjüngt wird die Natur nach dem Abzüge des rauhen 
Winters. Die eisige Kälte verschwindet/ der tobende Sturm legt 
sich, und hervor tritt in heiterem Glanze der lang ersehnte Früh¬ 
ling. Da schmilzt der Schnee, der die trauernde Erde mit einem 
Totengewande verhüllte/ die Eisdecke zerrinnt, die Bäche und 
Flüsse überzog/ und liebliche Frühlingswärme ruft uns hinaus, 
die Wonne zu genießen, welche der gütige Schöpfer von neuem 
über die Erde ausgoß. 
In frischem Grün prangen die Wiesen, und viele Blumen, 
die Erstlinge der wiedererwachten Natur, erfreuen uns schon 
durch ihren lieblichen Anblick und schnrücken von neuem die Fluren. 
Die früher menschenleeren Felder füllen sich mit sieißigen 
Arbeitern, beschäftigt, den Acker zu bestellen. 
Öde Stille weicht reger Thätigkeit. Vergnügt treibt der Hirt 
seine Herde wieder hinaus auf den grünen Teppich der Weiden, 
und munter springt sie umher, sich freuend des lang entbehrten 
Genusses. Auf freien Plätzen sammelt sich der Kinder muntere 
Schar zu geselligen Spielen/ auch sie fühlt neues Leben, neue 
Wonne/ auch sie mischt ihren Jubel ein in die Lobgesänge der 
Natur. Fröhlich kehren heim die Scharen von Singvögeln, welche 
der rauhe Winter in wärmere Gegenden verscheucht hat. Die 
Lerche verkündet zuerst den nahenden Lenz, trillernd zum Himmel 
emporsteigend und weit umher die Luft erfüllend mit ihren 
melodischen Tönen. Am murmelnden Bache und im dichten Ge¬
	        
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