Full text: [Stufe 2, [Schülerbd.]] (Stufe 2, [Schülerbd.])

229 
Und am User des Busento reihten sie sich um die Wette, 
Um die Strömung abzuleiten, gruben sie ein frisches Bette. 
In der wogenleeren Höhlung wühlten sie empor die Erde, 
Senkten tief hinein den Leichnam, mit der Rüstung auf dein Pferde. 
Deckten dann mit Erde wieder ihn und seine stolze Habe, 
Daß die hohen Stromgewächse wüchsen aus dem Heldengrabe. 
Abgelenkt zum zweitenmale, ward der Fluß herbeigezogen/ 
Mächtig in ihr altes Bette schäumten die Busentowogen. 
Und es sang ein Chor von Männern: „Schlaf in deinen Heldenehren! 
Keines Römers schnöde Habsucht soll dir je das Grab Versehren. 
Sangen's, und die Lobgesänge tönten fort im Gotenheere/ 
Wälze sie, Busentowelle, wälze sie von Meer zu Meere! 
98. Die Schlacht bei Zülpich. 
Karl Joseph Simrock. 
Chlodewig, der Frankenkönig, sah in Zülpichs heißer Schlacht, 
Daß die Alemannen siegten durch der Volkszahl Übermacht. 
Plötzlich aus des Kampfs Gedränge hebt er sich auf stolzem Rost 
Und man sah ihn herrlich ragen vor den Edeln, vor dem 2woß. 
Beide Arme, beide Hände hält er hoch empor zum Schwur, 
Ruft mit seiner Eisenstimme, daß es durch die Reihen fuhr: 
„Gott der Christen, Gott am Kreuze, Gott, den mein Gemahl verehrt, 
So du bist ein Gott der Schlachten, der im Schrecken niederfährt, 
Hilf mir dieses Volk bezwingen, gieb den Sieg in meine Hand, 
Daß der Franken Macht erkennen muß des Rheins, des Neckars Strand: 
Sieh, so will ich an dich glauben, Kirchen und Kapellen baun 
Und die edeln Franken lehren keinem Gott als dir vertraun." 
Sprach es, und aus Wolken leuchtend brach der Sonne voller Strafn, 
Frischer Mut belebt die Herzen, füllt des schwachen Häufleins Zahl. 
Chlodwig selbst ergriff das Banner, trug es in der Feinde Reihn, 
Und die Franken, siegesmutig, stürzen jauchzend hinterdrein. 
Schreck ergriff der Feinde Rotten, feige wenden sie und sliehn, 
All ihr Kriegsruhni ist erloschen, ihre Macht und Freiheit hin. 
König Chlodwig ließ sich taufen und sein edles Volk zugleich, 
Und ob allen deutschen Stämmen mächtig ward der Franken Reich. 
Wenn sie einst den Gott verlassen, der bei Zülpich Sieg verlieh, 
Ist den Alemannen wieder Macht gegeben über sie.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.