100 Handelsgeographie.
Vritisch-Nordamerika.
Britisch-Nordamerika ist seiner räumlichen Ausdehnung nach die bedeutendste
aller englischen Kolonien und hat nahezu die Größe Europas, aber nur
52/5 Mill. Einw., d. i. weniger als das Kgr. Bayern. Es erklärt sich dies
freilich aus dem vielfach ungünstigen Naturcharakter des Landes. Eine sehr große
Fläche gehört dem arktischen Tieflande an, dessen Boden teils felsig, teils
von weit ausgedehnten Sümpfen, Seen und Wäldern bedeckt ist und dessen
nördliche Striche infolge des eisigen Klimas fast das ganze Jahr hindurch von
Frost starren. Fast den einzigen Reichtum dieses Gebietes bilden die Pelztiere.
Westlich der großen Kanadischen Seen erstreckt sich die Prärienzone,
die jedoch schon große Mengen Getreide erzeugt. Im äußersten Westen streicht
das Hochgebirge der Kordilleren.
Erwerbsleben. Die besten Bedingungen hierfür bietet der SO. des Landes,
Kanada, in dem sich auch der größte Teil der Bevölkerung zusammendrängt. Es
finden sich hier riesige Wälder; Holz bildet daher den weitaus wichtigsten Aus-
fuhrartikel; dazu ist das Klima ziemlich mild und infolgedessen auch Acker- und
Wiesenbau lohnend. Rinderzucht insbesondere wird mit gutem Erfolg be-
trieben, weshalb die Fleisch- und Käseausfuhr gleichfalls sehr ansehnlich ist. In
Südontario erweist sich selbst der Obstbau sehr vorteilhaft. Reiche Erträge
wirft ferner die Seefischerei Kinadas ab, vorzugsweise an den Küsten von
Neu-Schottland und Neu-Fundland, dann der Bergbau, besonders in Britisch-
Kolumbien und dem Iukoudiftrikt.
Günstige Verhältnisse bestehen außerdem in Kanada für Handel und Ver-
kehr. Hier ist der große, für Seeschiffe weit aufwärts zugängliche St. Lorenz-
ström und im Anschluß hieran ein hochentwickeltes Kanalnetz. Desgleichen über-
ziehen zahlreiche Schienenstränge diesen Teil des Landes, und insbesondere nimmt
von hier die kanadische Pacificbahu ihren Ausgang, welche bis an den
Stillen Ozean führt. All das macht es verständlich, daß sich in Kanada auch
größere Siedelungen entwickelten. Von dielen liegen am Lorenzfluß Quebec
und Montreal, dieses die bedeutendste Stadt Kanadas mit 270000 Einw.
Sitz der Bundesregierung ist Ottawa.
Erwägt man, daß Britisch-Nordamerika erst am Anfang seiner Entwick-
luug steht, so sieht man ein, wie wenig Recht Voltaire hatte, als er gelegentlich
der Abtretung Kanadas an England i. I. 1763 seine Landsleute mit den
Worten tröstete, es seien doch nur quelques arpents de neige (einige Morgen
Schneeland).
Kandetsgeographie.
Das rastlose Schaffen und Streben des Menschen hat auch jene Form
wirtschaftlicher Entwicklung erzeugt, die wir als Welthandel bezeichnen. Haupt-
Ursachen dieser Entwicklung sind besonders die großartige Ausbildung der modernen
Verkehrsmittel und die dadurch ermöglichte Aufschließung und Bewirtschaftung der
fremden Erdteile, der gewaltige Fortschritt der Großindustrie und die Mehrung
der Umlaufsmittel infolge reichlicher Goldfunde.