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foijucö erblickte, erschrak sie und sprach: „Da ist eurer, der kann
rnehr als ich!" Aber sie durfte nichts einwenden und mußte ihm
die Jungfrau zusagen. Da sprach sie ihr ins Ohr: „Schande für
dich, daß dir gemeinem Volke gehorchen sollst und dir einen Gemahl
rricht nach deinem Gefallen wählen darfst."
Da ward das stolze Herz der Jungfrau mit Zorn erfüllt,
und sie sann anf Rache. Sie ließ am anderen Morgen dreihundert
Malter Holz zusannnenfahren rrnd sprach zrr dem Königssohn,
die drei Bünde wärerr gelöst, aber sie würde nicht eher seine
Gemahlin werden, bis einer bereit wäre, sich mitten in das Holz
zu setzen und das Feuer auszuhalten. Sie dachte, keiner seiner
Dierrer würde sich für ihn verbrennen, und aus Liebe zu ihr
würde er sich selber hineinsetzen, und dann wäre sie frei. Die
Diener aber sprachen: „Wir haben alle etwas gethan, nur der
Frostige noch nicht, der muß auch daran", setzten ihn mitten auf
den Holzstoß und steckten diesen an. Da begann das Feuer zu
brennen und brannte drei Tage, bis alles Holz verzehrt war/ und
als die Flammen sich legten, stand der Frostige mitten in der
Asche, zitterte wie Espenlaub rrnd sprach: „Einen solchen Frost
habe ich mein Lebtag nicht ausgestanden, und wenn er länger
gedauert hätte, so wäre ich erstarrt."
Nun war keine Ausflucht mehr gu finden, die schöne Jung¬
frau mußte den unbekannten Jüngling zum Gemahl nehmen. Als
sie aber nach der Kirche fuhren, sprach die Alte: „Ich kann die
Schande nicht ertragen", und schickte ihr Kriegsvolk nach, das sollte
alles niedermachen, was ihm vorkäme, und ihr die Tochter zurück¬
bringen. Der Horcher aber hatte die Ohren gespitzt und die
heimlichen Reden der Alten vernommen. „Was fangen wir an?"
sprach er zu dem Dicken,' aber der wußte Rat, spie einmal oder
zweimal hinter dem Wagen einen Teil von dem Meerwasser aus,
das er getrunken hatte, da entstand ein großer See, worin die
Kriegsvölker stecken blieben und ertranken. Als die Zauberin
das vernahm, schickte sie ihre geharnischten Reiter- aber der Horcher
hörte das Rasseln ihrer Rüstungen und nahm dem mit den hellen
Augen die Binde von denselben- der guckte die Feinde ein bißchen
scharf an, da sprangen sie auseinander wie Glas. Nun fuhren
sie ungestört weiter, und als sic in der Kirche eingesegnet waren,
nahmen die sechs Diener ihren Abschied und sprachen zu ihrem
Herrn: „Euere Wünsche sind erfüllt, ihr habt uns nicht mehr-
nötig - wir wollen weiterziehen und unser Glück versuchen."
Eine halbe Stunde vor dem Schloß war ein Dorf, vor dem