Full text: [Bd. 3, [Schülerbd.]] (Bd. 3, [Schülerbd.])

315 
Ludwig Uhland: Die Schlacht bei Döffingen. 
sprünglich Knabe, dann Mann, Held, ist erst im 18. Jahrhundert wieder 
in die Sprache neu eingeführt. Str. 15: Für den Wunnensteiner war 
die ganze Episode nichts als ein „lustiger Streich"; Kampf ist sein Leben 
— echtdeutsche Schwertfreude! — „Aus Haß der Städte" ist „schöne alt¬ 
deutsche Wendung. Gemeint ist . . .: wegen des Hasses, der zwischen 
mir und den Städten besteht" (Lyon, Die Lektüre als GrundlageI, 381). 
— „Es steht im alten Recht" — ein Ausdruck, den Uhland in seiner 
Quelle fand — heißt soviel wie: „Für uns gilt der alte Prozeß, der 
alte Rechtsstreit, in dem wir mit einander liegen" (Lyon a. a. £>.). 
Str. 16: In der Schlacht mußte um des höheren Zweckes willen der 
persönliche Schmerz des Vaters niedergekämpft werden; nach der Schlacht, 
in der Stille, die dem Schlachtenlärm folgt, kommt er zum Ausbruch. 
Wie zart aber schildert der Dichter den Schmerz des Mannes! Er 
läßt ihn das Gesicht verhüllen, so daß niemand sehen oder hören kann, 
ob er weint; der stärkste Schmerz ist ja oft auch thränenlos. Auch von 
den Gedanken, die wohl des Grafen Herz durchzogen, sagt uns der Dichter 
nichts; dem Hörer liegt es nahe, dieses Zusammensein von Vater und 
Sohn mit dem in 6 21 geschilderten zu vergleichen. Wie tief 
des Vaters Schmerz war, deutet uns der Dichter durch den Zusatz „des 
einz'gen Sohns" und durch die Thatsache an, daß Eberhard die ganze 
Nacht an der Totenbahre weilt. Str. 17: Zu Troß vgl. S. 304! 
Zuffenhausen ist ein Dorf etwas nördlich von Stuttgart; der Hirt ist 
also seinem Landesherrn über Stuttgart hinaus entgegen gelaufen. Str. 18: 
„nächt", erstarrter Dat. Sing. — gestern Abend, ist aus der Sprache des 
16. und 17. Jahrhunderts vom Dichter wieder aufgenommen worden. 
— Trieb (von treiben) ----- Herde. — Der Ausdruck „holt sich Kochfleisch" 
entspringt aus der Vorstellung, die der Vorname Wolf erweckt, wie A 8 
und 9. Wie die Katze das Mausen nicht läßt, so der Wolf nicht das 
Rauben; es ist eben seine angeborene Art. Dieser Gedanke in Verbindung mit 
der Erinnerung an des Wunnensteiners Waffenhilfe entlockt ihm ein Lächeln 
und das sehr milde Urteil. Str. 19: In den Rahmen des freundlichen 
Landschaftsbildes paßt der schmucke Edelknabe, muß auch die Kunde passen, 
die er bringt. Str. 20: Märe (davon Märchen) — Kunde; vgl. Luther: 
Vom Himmel hoch, da komm' ich her und bring' euch neue, gute 
Mär. — Antonia war vermählt mit Eberhard, dem Sohn des gefallenen 
Grasen Ulrich, dem Enkel des alten Greiners; dieser Eberhard folgte seinem 
Großvater 1392 in der Regierung. — „Samen" steht hier für Nach¬ 
kommenschaft. — Mit einem Lobpreis Gottes schließt — fast in mittel¬ 
alterlicher Weise — der Liederkreis ab. 
III. Vertiefung. 1. Gliederung. A. Str. 1—6: Kampfplatz 
und Kämpfer. (Der Kampf um den Döffinger Kirchhof, Graf Eber¬ 
hards Hülfszug, des Wolfs von Wunnenstein zurückgewiesenes Anerbieten, 
Graf Ulrichs Zorn und Gelöbnis). B. Str. 7—13: Die Schlacht bei 
Döffingen. (Graf Ulrichs Kampf und Tod, Eberhards Kriegslist und 
ihre Wirkung auf die Feinde, des Wunnensteiners entscheidendes Ein¬ 
greifen und die Niederlage der Städter, das Schlachtfeld). 0. Str. 14—20:
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.