Full text: [Bd. 3, [Schülerbd.]] (Bd. 3, [Schülerbd.])

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I. Sänger und Gesangesmacht. 
3. Am 21. August so eben 
Kam ein Spion-) bei Sturm und Regen, 
Schwur's dem Prinzen und zeigt'sihman, 
Daß die Türken futragierench, 
So viel als man kunnt verspüren, 
An die dreimalhunderttausend Mann. 
4. Als PrinzEugenius dies vernommen, 
Ließ er gleich zusammenkommen 
Sein' General und Feldmarschall: 
Er that sie recht inftrugteren4), 
Wie man sollt die Truppen führen 
Und den Feind recht greifen an. 
5. Bei der Parole5) that er befehlen, 
Daß man sollt die Zwölfe zählen 
Bei der Uhr um Mitternacht; 
Da sollt' all's zu Pferd aufsitzen, 
Mit dem Feinde zu scharmützen^). 
Was zum Streit nur hätte Kraft. 
6. Alles saß auch gleich zu Pferde, 
Jeder griff nach seinem Schwerte, 
Ganz still ruckt man aus der Schanz; 
Die Musketier wie auch die Reiter 
Thäten alle tapfer streiten: 
Es war fürwahr ein schöner Tanz! 
7. Ihr Konstabler7) auf der Schanzen, 
Spielet auf zu diesem Tanzen 
Mit Kartaunen8) groß und klein. 
Mit den großen, mit den kleinen 
Auf die Türken, auf die Heiden, 
Daß sie laufen all davon. 
8. Prinz Eugenius wohl auf der Rechten 
Thät als wie ein Löwe fechten 
Als General und Feldmarschall. 
Prinz Ludwig ritt auf und nieder: 
„Halt't euch brav, ihr deutschen Brüder, 
Greift den Feind nur herzhaft an!" 
9. Prinz Ludwig, der mußt' aufgeben 
Seinen Geist und junges Leben, 
Ward getroffen von dem Blei. 
Prinz Eugenius war sehr betrübet, 
Weil er ihn so sehr geliebet, 
Ließ ihn bringen nach Peterwardein. 
i) Kanonen. 2) Heimlicher Kundschafter. 3) fouragieren, d. h. Futter auf¬ 
treiben. 4) instruieren = anweisen, unterrichten. 5) Bei der Ausgabe des Er¬ 
kennungswortes. 6) fechten, besonders im Einzel- und Kleingefechte. 7) Stückmeister, 
Kanoniere. 8) Kurze und dicke Kanonen. 
(Nach einer Sage wurde das Lied von einem brandenburgischen 
Trompeter gedichtet, der unter dem Fürsten von Dessau in Eugens Heere 
diente und die Schlachten von Hochstädt und Turin mitgemacht hatte.) 
IV. Verwertung. 1. Verwandtes zur Vergleichung. 
6. Das Volkslied. 
Friedrich von Sollet. Gedichte. Hamburg 1832. S. 202. 
1. Ein wandernder Geselle 
Zieht munter durch den Wald; 
Vorüber rauscht die Quelle, 
Das Lied der Vögel schallt. 
2. Und was ihn da durchdrungen, 
Als er ans Lieb gedacht, 
Das hat er frisch gesungen, 
Nicht lange nachgedacht: 
3. „Wenn Röslein aufblüht frischn, schön, 
Die Nachtigall muß schlagen; 
Als ich ihre roten Wangen gesehn, 
Da mußte mein Herze schlagen." 
4. „Der Bach, der rauscht gar süßen Klang, 
Das Waldlaub muß erzittern, 
Und als die Liebste sprach und sang, 
Fühlt' ich nrein Herze zittern." 
5. „Erdbeeren rot erglühn im Grund, 
Der Wind bringt mir die Düfte; 
Gern küßt' ich ihren roten Mund, 
Gern flög' ich durch die Lüfte." 
6. „Die Wolken ziehn von Ort zu Ort, 
Wohin nur mögen sie eilen? 
Ihr, meine Gedanken, was fliegt ihr fort, 
Mögt ihr im Wald nicht weilen?" 
7. „In Blümlein leuchten Tropfen klar, 
Wenn abends die Sonn' muß scheiden; 
Das Weinen mir sehr nahe war, 
Da ich sie mußte meiden." 
8. „Und nachts da blinken weit und breit 
Am Himmel tausend Sterne; 
Mein Liebchen, ach! das ist gar weit, 
Mein Liebchen ist gar ferne!" — 
9. So sang der gute Geselle 
Und weilet nicht am Ort. 
Dem Liede horcht die Welle 
Und trägt es murmelnd fort, 
10. Bis wo im Schatten ruhte 
Der müde Jägersmann, 
Der hub mit frohem Mute 
Es nachzusingen an.
	        
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