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Stadt. Da erweckte die Gefahr, von den ausgesandten Häschern
zu sicherem Tode nach Rom zurückgeführt zu werden, knapp bevor
es zu spät war, in ihm noch den Mut, sich selbst zu töten, und
ein Freigelassener vollendete den mißglückten Versuch seines Herrn.
Das geschah am 8. oder 9. Juni des Jahres 68 n. Chr.
Mit Nero starb der letzte Abkömmling der von Augustus be¬
gründeten Dynastie. K. L. Roth.
19.
Pompejis Untergang. (79 n. Chr.)
(Nach Plinius.)
Ulmins, der sich zur Zeit des Ausbruchs in Misenum
befand, schreibt an Tacitus, den späteren Geschichtschreiber: „Es
war am 24. August, ungefähr um die 7. Stunde (nach unserer
Rechnung 1 Uhr nachmittags), als meine Mutter den Onkel auf
eine ungewöhnlich große, auffällig geformte Wolke aufmerksam
machte, die sich am Himmel zeige. Und wirklich stieg eine Wolke
auf, deren äußere Gestalt am besten wohl eine Pinie zur Anschauung
bringen möchte. Denn wie ein himmelhoher glatter Stamm in die
Höhe geschossen, breitete sie sich oben gewissermaßen in Äste aus:
ihre Farbe war bald hellglänzend, bald dunkel und gefleckt, je
nachdem sie Erde und Asche mit sich in die Höhe geführt hatte
Der Onkel bestieg seine Jacht, um das merkwürdige Phänomen
mehr in der Nähe zu beobachten. Je weiter er vordrang, desto
heißer und dichter fiel der Aschenregen auf sein Schiff nieder: dazu
auch bereits Bimssteinstücke und schwarze, glühende, von der Hitze
geborstene Steine; auch machte sich plötzlich ein Zurücktreten des
Meeres bemerkbar, andererseits war infolge der vom Berge nieder¬
rollenden Trümmer auch das Ufer ein gefährlicher Aufenthalt
Unterdessen stammten aus dem Vesuv an mehreren Stellen breite
Lavaströme und hohe Feuersäulen aus, deren heller Schein
noch die nachtgleiche Finsternis steigerte. Die Häuser wankten
unter häufig sich wiederholenden starken Erdstößen, und es war,
als ob sie von ihrer Stelle gerückt, bald dahin bald dorthin, hin-
und widerschwankten." In dem zweiten Briefe berichtet Plinius
über seine persönlichen Erlebnisse: „Der Wagen, in dem ich mit