Full text: [Teil 4, [Schülerbd.]] (Teil 4, [Schülerbd.])

I. Das deutsche Volk 
Lob deutscher Zucht. 
Ich hän lande vil gesehen, 
unde nam der besten gerne war: 
ITebel müeze mir geschehen, 
künde ich ie min herze bringen dar, 
Daz im wol gevallen 
wolde fremeder site! 
Nu waz hülfe mich, ob ich unrehte 
strite ? 
Tiuschiu zuht gat vor in allen. 
Walther von 
Viele Länder hab' ich gesehn 
Und das Allerbeste drin; 
Doch nie soll es mir wohl ergehn, 
Könnte ich je mein Herz bringen dahin, 
Daß ihm wollte Wohlgefallen 
Fremder Sitt' und Sinn! 
Was hätt' ich vom Lügen für Ge¬ 
winn? 
Deutsche Zucht geht vor in allem, 
der Vogelweide, t um 1230. 
1. Äus der Familie, 
a. Bon den Eltern. 
1. Das Erkennen. 
Ein Wanderbursch mit dem Stab in der Hand 
Kommt wieder heim aus fremdem Land. 
Sein Haar ist bestäubt, sein Antlitz verbrannt; 
Von wem wird der Bursch wohl zuerst erkannt? 
So tritt er ins Städtchen durchs alte Thor; 
Am Schlagbaum lehnet der Zöllner davor. 
Der Zöllner, der war ihm ein lieber Freund, 
Oft saßen die beiden früher vereint. 
Doch siehe, der Zöllner erkennt ihn nicht. 
Die Sonn' hat zu sehr ihm verbrannt das Gesicht. 
Und weiter geht er die Straßen entlang, 
Eine Thräne hängt ihm an bleicher Wang'. 
Da thut seine Schwester ihr Fenster auf, 
Und er winkt mit dem herzlichsten Gruß hinauf. 
Doch sieh' — auch die Schwester erkennt ihn nicht. 
Die Sonn' hat zu sehr ihm verbrannt das Gesicht. 
Und weiter geht er die Straßen entlang, 
Benetzt von Thränen die bleiche Wang'. 
Da wankt von der Kirche sein Mütterchen her; 
„Gott grüß' euch!" spricht er und sonst nichts mehr. 
Doch siehe, das Mütterchen schluchzt vor Lust: 
„Mein Sohn!" und sinkt an des Burschen Brust. 
Wie sehr auch die Sonne sein Antlitz verbrannt, 
Das Mutt eräug' hat ihn doch gleich erkannt. 
Vogl, f 1866. 
Wangemann, Lese- und Sprachbuch. IV. Teil. 1
	        
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