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Am Saume des Strands, wo der Weidenbusch rauscht,
Da sitzet die Mutter und lauscht und lauscht,
Ein zerschossener Vogel im Rohre.
Und wie sie so lauscht mit dem Auge voll Glut,
Da hebt sich und regt sich die grollende Flut,
Es röten sich seltsam die Wogen.
Ist's Glühen des Morgens, das so sie bestrahlt?
's ist Herzblut der Edlen, das also sie malt, —
Und jetzt kommen Leichen gezogen.
Viel Leichen mit bleichem, erstarrtem Gesicht,
Sie kommen daher wie zum Totengericht,
Den Blutschaum auf offenem Munde.
Gewappnete Krieger, ein gräßlicher Knaul,
Rings um sie die Wogen mit Klagegeheul
Aufrauschend vom Grunde, vom Grunde.
Die Leichen der Pferde, sie schleppen so schwer
An Zügeln und Bügeln die Reiter einher,
Es grinsen die bleichen Gesichter.
Mit gläsernen Augen, mit wallendem Haar,
So treibt auf der Flut die gespenstige Schar,
Die Schar, sie wird dichter und dichter.
Die böhmische Mutter erfasset ein Graun:
O Herr des Himmels, den Sohn laß mich schaun,
Ihn, den ich geboren in Schmerzen.
O Jesus Maria, da nahet er schon
Als blutige Leiche der herrliche Sohn,
Die klaffende Wunde am Herzen.
Was blickst mit metallenen Augen mich an,
Du sollst nicht schwimmen zum Ozean,
Mein wirst du, du herrliche Leiche.
Sie kämpft mit den Leichen, sie ringt mit der Flut,
Sie trinket der Helden hellrotes Blut,
O, daß sie den Sohn nur erreiche. —
Vergebenes Ringen! nun ist es geschehn,
Es weichet die Erde, die Sinne vergehn, —
O Herr! und der Leichen kein Ende; —
Die böhmische Mutter, der böhmische Sohn,
Sie treiben auf jagenden Wellen davon,
Im Krampfe verflochten die Hände.
A. Meißner.
80. Gustav Adolf.
Die sicherste Bürgschaft für den glücklichen Erfolg seiner Unterneh¬
mung fand Gustav Adolf — in sich selbst. Die Klugheit erforderte
es, sich aller äußerlichen Hilfsmittel zu versichern, und dadurch sein
Unternehmen vor dem Vorwurfe der Verwegenheit zu schützen; aus sei¬
nem Busen allein nahm er seine Zuversicht und seinen Mut. Gustav