Full text: [Band 1, [Schülerband]] (Band 1, [Schülerband])

der sich krümmenden Straße ab und kommen querfeldein auf die Stelle 
zugeritten, wo er hütet. Das ist ihm zu arg; denn das Feld ist keine 
Straße, und das Feld gehört seinem Vater. Er besinnt sich kurz, geht 
den Rittern entgegen, stellt sich ihnen in den Weg und ruft ihnen mit 
dreister Stimme zu: „Kehrt um, die Straße ist euer, das Feld ist mein!“ 
Ein hoher Mann, auf dessen Slirn ein majestätischer Ernst thront, 
reitet an der Spitze des Zuges und sieht ganz verwundert den Knaben 
an, der es wagt, sich ihm in den Weg zu stellen. Er hält sein Roß 
an und hat seine Freude an dem mutigen Jungen, der so kühn und 
furchtlos seinen Blick erwidert und nicht vom Platze weicht. „Wer bist 
du, Knabe?“ — „Ich bin Hermann Billungs ältester Sohn und heiße 
auch Hermann, und dies ist meines Vaters Feld; Ihr dürft nicht hin— 
überreiten.“ — „Ich will's aber,“ erwiderte der Riller mit drohendem 
Ernste, „weiche, oder ich stoße dich nieder!“ Dabei erhob er den Speer. 
Der Knabe aber bleibt furchtlos stehen, sieht mit blitzenden Augen zu 
dem Ritter hinauf und spricht: „Recht muß Recht bleiben, und Ihr 
dürft nicht über das Feld reiten, Ihr reitet denn über mich weg!“ 
„Was weißt du von Recht, Knabe?“ ,„Mein Valer ist der Billung,“ 
antwortete der Knabe, „vor einem Billung darf niemand das Recht 
verletzen!“ 
Da ruft der Ritter noch drohender: „Ist das denn Recht, Knabe, 
deinem Könige den Gehorsam zu versagen? Ich bin Otto, dein König!“ 
„Ihr wäret Otto, unser König, von dem mein Vater uns so viel 
erzählt? Nein, Ihr seid es nicht! König Otto schützt das Recht, und 
Ihr brecht das Recht; das tut König Otto nicht, sagt mein Vater.“ 
„Führe mich zu deinem Vater, braver Knabe!“ antwortele der König, 
und eine ungewöhnliche Milde und Freundlichkeit erglänzten auf seinem 
ernsten Angesichte. 
„Dort ist meines Vaters Hof, Ihr könnt ihn sehen,“ sagte Her— 
mann, „aber die Rinder hier hat mir mein Vater anvertraut, ich darf 
sie nicht verlassen, kann Euch also auch nicht führen. Seid Ihr aber 
Otto, der König, so lenket ab vom Felde auf die Straße; denn der 
König schützt das Recht.“ Und der König Otto der Große gehorchte 
der Stimme des Knaben und lenkte sein Roß zurück auf die Straße. 
Bald wird Hermann vom Felde geholt. Der König ist bei seinem 
Vater eingekehrt und hat gesagt: „Billung, gib mir deinen ältesten 
Sohn mit! Ich will ihn bei Hofe erziehen lassen; er wird ein treuer 
Mann werden, und ich brauche treue Männer.“ Und welcher gute 
Sachse könnte einem Könige wie Otto etwas abschlagen? 
So sollte denn der mutige Knabe mit seinem Könige ziehen, und 
als Otto ihn fragte: „Hermann, willst du mit mir ziehen?“ da ant— 
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