Full text: [Teil 4, [Schülerbd.]] (Teil 4, [Schülerbd.])

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Tausend fleiß'ge Hände regen, 
Helfen sich im muntern Bund, 
Und im feurigen Bewegen 
Werden alle Kräfte kund. 
Meister rührt sich und Geselle 
In der Freiheit heil'gem Schutz; 
Jeder freut sich seiner Stelle, 
Bietet dem Verächter Trutz. 
Arbeit ist des Bürgers Zierde, 
Segen ist der Mühe Preis; 
Ehrt den König seine Würde, 
Ehret uns der Hände Fleiß. 
Holder Friede, 
Süße Eintracht, 
Weilet, weilet 
Freundlich über dieser Stadt! 
Möge nie der Tag erscheinen, 
Wo des rauhen Krieges Horden 
Dieses stille Thal durchtoben, 
Wo der Himmel, 
Den des Abends sanfte Röte 
Lieblich malt, 
Von der Dörfer, von der Städte 
Wildem Brande schrecklich strahlt! 
Wun zerbrecht mir das Gebäude, 
Seine Absicht hat's erfüllt, 
Daß sich Herz und Auge weide 
An dem wohlgelungnen Bild. 
Schwingt den Hammer, schwingt, 
Bis der Mantel springt, 
Wenn die Glock' soll auferstehn, 
Muß die Form in Stücke gehen. 
VIII. 
Der Meister kann die Form zer¬ 
brechen 
Mit weiser Hand zur rechten Zeit; 
Doch wehe, wenn in Flammenbächen 
Das glühnde Erz sich selbst befreit! 
Blindwütend, mit des Donners 
Krachen 
Zersprengt es das geborstne Haus, 
Und wie aus offnem Höllenrachen 
Speit es Verderben zündend aus. 
Wo rohe Kräfte sinnlos walten, 
Da kann sich kein Gebild gestalten, 
Wenn sich die Völker selbst befrein, 
Da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn. 
Weh', wenn sich in dem Schoß 
der Städte 
Der Feuerzunder still gehäuft, 
Das Volk, zerreißend seine Kette, 
Zur Eigenhilfe schrecklich greift! 
Da zerret an der Glocke Strängen 
Der Aufruhr, daß sie heulend schallt 
Und, nur geweiht zu Friedensklängen, 
Die Losung anstimmt zur Gewalt. 
Freiheit und Gleichheit! hört man 
schallen; 
Der ruh'ge Bürger greift zur Wehr, 
Die Straßen füllen sich, die Hallen, 
Und Würgerbanden ziehn umher. 
Da werden Weiber zu Hyänen 
Und treiben mit Entsetzen Scherz; 
Noch zuckend, mit des Panthers 
Zähnen 
Zerreißen sie des Feindes Herz. 
Nichts Heiliges ist mehr, es lösen 
Sich alle Bande frommer Scheu; 
Der Gute räumt den Platzdem Bösen, 
Und alle Laster walten frei. 
Gefährlich ist's den Leu zu wecken. 
Verderblich ist des Tigers Zahn; 
Jedoch der schrecklichste der Schrecken, 
Das ist der Mensch in seinem Wahn. 
Weh denen, die dem Ewigblinden 
Des Lichtes Himmelssackel leihn; 
Sie strahlt ihm nicht, sie kann nur 
zünden 
Und äschert Städt' und Länder ein. 
Jreude hat mir Gott gegeben! 
Sehet! wie ein goldner Stern 
Aus der Hülse, blank und eben, 
Schält sich der metallne Kern. 
Von dem Helm zum Kranz 
Spielt's wie Sonnenglanz; 
Auch des Wappens nette Schilder 
Loben den erfahrnen Bilder. 
IX. 
Herein! herein! 
Gesellen alle, schließt den Reihn, 
Daß wir die Glocke taufend weihn! 
Concordia soll ihr Name sein. 
Zur Eintracht, zu herzinnigemVereiue 
Versammle sie die liebende Gemeine.
	        
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