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sehr bedenkliche Weise überhand nehme: das Feuer zeigte sich an mehreren Orten zugleich.
IJetzt gerieth alles im Schlosse, welches von einer großen Menge höherer und niederer
Beamten mit ihren Familien bewohnt war, in unruhige Bewegung, und das unerwartet⸗
Gerücht versammelte eine ungeheure Menge von Menschen, die sich jeden Augenblick ver—
mehrten, um das Schloss
Mancherlei Vermuthungen äußerten sich später über die Möglichkeit, dass der Brand
so verzehrend um sich greifen konnte in einem so festen Gebäude. Die wahrscheinlichsten
sind diese Schon seit zwei bis drei Wochen hatte man in mehreren Gemãächern einen
brandigen Geruch verspürt, der anzeigte, dass einige Röhren brennen müssten. Die Roh—
ten waren mit einander in Verbindung, sie waren, um die sich durchkreuzenden Gãnge zu
erwärmen, durch die Mauer geleitet. So mag das Feuer schon seit längerer Zeit still
und unbemerkt im Verborgenen gewühlt haben. Wahrscheinlich sind mehrere Schornsteine
zugleich gesprungen. Die weitläufigen Böden des Schlosses dienten als Niederlage für
getrocknete Bretter und Balken, die plötzlich Feuer fingen, und brennende Balken stürzten
durch eine große Oeffnung, die von oben bis unten durch die ganze Höhe des Schlosses
ging, weil man da eine marmorne Treppe bauen wollte. Sie zündeten unten, und so
füllten sich plötzlich alle die verschlungenen Gänge mit dickem Rauche, der jeden Zutritt
der Rettenden gefährlich oder unmöglich machte. Dennoch drangen viele kühn hinein, aber
nur wenige kamen zurück. Sie verirrten sich in den langen, mit Rauch erfüllten, labyrin⸗
thischen Gängen, in welchen selbst mit völliger Ruhe, am hellen Tage sich zurecht zu finden
dem Unkundigen schwer ward. Wirklich behauptet man, dass bei dem Schlossbrande eine
größere Anzahl Menschen das Leben verlor, als bei dem großen Stadtbrande, ein Jahr
spüter, wo doch ein brennender hoher Kirchthurm herunterstürzte und auf einmal fast eine
ganze Straße anzündete.
Als unsere norwegischen Freunde — Bull und Steenersen — den Schlossplatz
erreichten, stand der rechte Flügel in vollem Brande; die Flammen brachen aus den mach⸗
tigen Fenstern hervor und wirbelten, zu einer ungeheuren Feuermasse zusammengedrängt,
aus dem entzündeten Dache. Die Mitte des Schlosses und der ganze Flügel lagen dunkel
und düster da, und über ihnen schwebten drohend die Flammen. Die königliche Familie
hatte das Schloss verlassen. Ein unermesslicher Menschenhaufe wogte, von Erstaunen
und Entsetzen gefesselt, auf dem weitläufigen, durch die Feuersäule erleuchteten Platze.
Funken flelen, wie ein dichter Regen, auf die erhellten Häuser jenseit des Kanals, auf die
Schiffe, auf den Platz Hier rasselten Wagen, liefen, wie betäubt, Menschen mit Kleinig—
leiten, die sie gerettet hatten, ertönte das dumpfe Geschrei der Gefährdeten, während
Polizeidiener die Rettenden wie die bloß Neugierigen ergriffen, damit sie Reihen bildeten,
die das Wasser in Schläuchen von dem Kanale bis zu den Spritzen sich reichen sollten.
Bull ward von Steenersen getrennt. Er eilte durch die Menschenmasse gerade auf das
große Portal des Schlosses zu. Oft ward er ergriffen. Man wollte ihn, wie die übrigen,
zwingen, sich in die Reihen, die sich die Eimer zureichten, zu stellen Mit Macht riss er
sich los und suchte immer eiliger nach dem Schlosse durchzudringen. In dem Portale
waren Wagen, Spritzen, Menschen zusammengedrängt; ein verwoxrenes Geschrei, eine
mehr störende Anstrengung, zwecklos nach allen Richtungen. Die befehlenden Führer ver—
mochten kaum einige Ordnung in dieses Chaos zu bringen, und Bull sah die Mög—
lichkeit nicht ein, wie er hier durchkommen könnte. Aber er musste Hin- und herge—
stoßen, getreten, oft selbst in gebietendem Tone zurückgewiesen, drang er immer vor und
rreichte den Hof. Hier wohnte zwei Treppen hoch, in dem Flügel des Schlosses, die
Schwester seiner verstorbenen Mutter. Durch Möbel, Wagen, Spritzen, hin- und herlau—
feende Menschen, oft von den Wasserstralen benetzt, suchte er mit großer Anstrengung den