νCν’ννW Gotthold Ephraim Lessing cνναν 49
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Die frühen Gräber.
1. Willkommen, o silberner Mond,
Schöner, stiller Gefährt' der Nacht!
du entfliehst? Eile nicht, bleib, Gedankenfreund!
Sehet, er bleibt; das Gewölk wallte nur hin.
2. Des Maies Erwachen ist nur
Schöner noch wie die Sommernacht,
Wenn ihm Tau, hell wie Licht, aus der Locke träuft,
ünd zu dem Hügel herauf rötlich er kommt.
3. Ihr Edleren, ach, es bewächst
Eure Male schon ernstes Moos!
O, wie war glücklich ich, als ich noch mit euch
Sahe sich röten den Tag, schimmern die Nacht.
— Úen eÚ
ene Gotthold Ephraim Lessing. h bin
Die drei Ringe.
Aus: Nathan der Weise. (Dramatisches Gedicht.) —
Vor grauen Jahren lebt' ein Mann im Osten,
der einen Ring von unschätzbarem Wert
aus lieber Hand besaß. Der Stein war ein
Opal, der hundert schöne Farben spielte,
5und hatte die geheime Kraft, vor Gott
und Menschen angenehm zu machen, wer
in dieser Zuversicht ihn trug. Was Wunder,
daß ihn der Mann im Osten darum nie
vom Finger ließ und die Verfügung traf,
10 auf ewig ihn bei seinem Hause zu
erhalten? Nämlich so. Er ließ den Ring
von seinen Söhnen dem geliebtesten
und setzte fest, daß dieser wiederum
den Ring von seinen Söhnen dem vermache,
is der ihm der liebste sei; und stets der liebste,
ohn' Ansehn der Geburt, in Kraft allein
des Rings, das Haupt, der Fürst des Hauses werde. —
So kam nun dieser Ring, von Sohn zu Sohn,
auf einen Vater endlich von drei Söhnen,
Lüben-Nacke, Lesebuch IV.