Full text: [Teil 3 = Oberstufe, [Schülerbd.]] (Teil 3 = Oberstufe, [Schülerbd.])

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Wohl hatten schon manchmal ferne Städte bei umfangreichen 
Bränden durch den Telegraphen einige der behelmten Mannen 
Skabells zu sich beschieden, aber noch nie hatte eine Stadt so 
ganz und gar ihre letzte Hoffnung auf das Berliner Löschkorps 
gesetzt, es durch die unwirtliche, stürmische, bitterkalte Winternacht 
hindurch als den einzigen Retter vom Untergange herbeigerufen, 
wie es eben Havelberg getan. 
3. „Feuersbrunst in Havelberg im Wachsen! Ganze Stadt 
in Gefahr! Not der Einwohner unbeschreiblich!“ So hatte eben 
wieder der Telegraph berichtet. Der Minister sprach mit dem 
König, der König durch den Telegraphen mit Skabell. Durfte 
ein so großer Teil des Löschkorps, wie er für den umfangreichen 
Havelberger Brand erforderlich war, Berlin verlassen? Konnte 
nicht mittlerweile ein Brand in der Residenz entstehn, der bei 
dieser Kälte, bei diesem Wintersturm die Gesamtwirkung des 
Löschkorps erforderte? — 
4. „Auf königlichen Befehl Hilfstruppe der Feuerwehr nach 
Havelberg!“ Dieses auf der Hauptwache der Feuerwehr eingehende 
Telegramm schlug alle ferneren Bedenken nieder und schnitt jede 
weitere Erörterung ab. Der Telegraph fing an zu spielen, die 
Befehle flogen nach den Feuerwachthöfen, ein Sonderzug der 
Hamburger Bahn wurde bestellt, die Polizeibureaus wurden 
benachrichtigt, Fuhrwerke von Havelberg nach der nächsten 
Eisenbahnstation gesandt, und ehe man sich's versah, traf Skabell 
mit seinem Hilfskorps auf dem Hamburger Bahnhof!) ein. Punkt 
zehn setzte sich der Zug mit der Hilfstruppe in Bewegung. Als 
gälte es die Dämpfung eines Berliner Kleinfeuers, so schwach an 
Zahl war das Korps. Um Mitternacht traf der Zug in Glöwen 
ein. Welch ein Schauspiel! Wie blutiger Nordlichtschein hing es 
über der Gegend, in welcher, noch fünf Viertelmeilen entfernt, das 
so schwer heimgesuchte Havelberg lag. In größter Schnelligkeit 
vollzog sich die Entladung des Sonderzuges. Die Not da drüben 
mahnte ja zur höchsten Eile. Auf offenen Leiterwagen, ohne 
Schutz und Schirm vor dem heftigen Winde und der grimmigen 
Kälte ging es in die von Schnee und Eis starrende Landschaft 
hinein. Mit bereiften Helmen, eisstarrenden Bärten, bis auf die 
Knochen frierend, langten die Männer um drei Uhr in Havelberg 
an. Ganze Häuserreihen brannten, ein ganzer Stadtteil bildete 
) Der ehemalige Hamburger Bahnhof befand sich in der Invalidenstraße.
	        
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