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„Und schaffst du den Becher mir wieder zur Stell',
so sollst du der trefflichste Ritter mir sein
und sollst sie als Ehgemahl heut noch umarmen,
die jetzt für dich bittet mit zartem Erbarmen.“
26. Da ergreift's ihm die Seele mit Himmelsgewalt,
und es blitzt aus den Augen ihm kühn,
und er siehet erröten die schöne Gestalt
und sieht sie erbleichen und sinken hin;
da treibt's ihn, den köstlichen Preis zu erwerben,
und stürzt hinunter auf Leben und Sterben.
27. Wohl hört man die Brandung, wohl kehrt sie zurück,
sie verkündigt der donnernde Schall;
da bückt sich's hinunter mit liebendem Blick:
es kommen, es kommen die Wasser al
sie rauschen herauf, sie rauschen nieder, —
den Jüngling bringt keines wieder.
159. Der Sänger.
Wolfgang v. Goetho.
Worko. Herausg. i. Auftr. d. Grotzn Sophis vJ. Sachsep. L Bd. Weimar 18871. S lea
1. „Was hör' ich draußen vor dem Tor
was auf der Brücke schallen?
Laß den Gesang vor unserm Ohr
im Saale widerhallen!“
Der König sprach's, der Page lief;
der Knabe kam, der König rief:
Laßt mir herein den Alten!“
2. „Gegrüßet seid mir, edle Herrn,
gegrüßt ihr, schöne Damen!
Welch reicher Himmel! Stern bei Stern!
Wer kennet ihre Namen?
Im Saal voll Pracht und Herrlichkeit
schließt, Augen, euch; hier ist nicht Zeit,
sich staunend zu ergötzen.“
3. Der Sänger drückt' die Augen ein
und schlug in vollen Tönen;
die Ritter schauten mutig drein
und in den Schoß die Schönen.