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ein Genußmittel der besser gestellten Klassen, aber aueh seine
Verbreitung schreitet rasch vor und brioht sioh mehr und mehr
in allen Schichten der Bevölkerung Babn.
8. Das Abendbrot ist eingenommen, und bald kommt die Zeit
der Nachtrube heran. Da ist es wobl am besten, wir kürzen uns
die Stunden bis zu ihrem Anbruche mit dem Lesen eines guten
Buches. Die Petroleumlampe verbreitet eine angenehme Hoelligkeit
im Zimmer und ladet förmlieoh dazu ein. Wie war es doch zur
Zeit unserer Altvordern so anders; damals Konnte man die Abend-
stunden fast gar nioht für geistigen Genuß und Belehrung aus-
nützen. Mit dem Petroleum bat aber ein Kulturbringer
allerersten Ranges, ein machtvolles Pörderungsmittel allgemeiner
Geistesbildung, seinen Einzug gehalten, und wiecder war es das
Meer, das diesen Dinzug ermöglichte. In Nordamerika flieben
vor allem die Quellen, dié uns den wunderbaren Leuchtstoff
Llefern, und von dort beziebt aueh Deutschland dureh das
Verkebrsmittel der überseeischen Schiffahrt den weitaus größten
Teil seines Bedarfs an Petroleum, im dahre 1909 rund
762 000 Tonnen für 63 Millionen Mark bei einer Gesamteinfuhr
von 1117 000 Tonnen im Werte von 83 Millionen Mark. So dient
also der Seeverkehr mittels Zufubr des Petroleums im höchsten
Mabe der Verbreitung von Bildung und Kultur.
9. Während wir uns aber anschicken, uns in unser Buch zu
vertiefen, meldet sioh gleichzeitig noch ein Bedürfnis bei uns an,
dem viele erwachsene Männer heutzutageée mehr oder minder
unterworfen zu sein pflegen: es verlangt uns, zu rauchen. Mugs
also zum Pfeifehen gegriffen. Unser Pfeiflein ist billig, und sein
Inhalt wird wahrscheinlich märkischer oder pfälzischer Erde oder
sonst einer vaterlandischen Gegend entstammen; es wäre aber
um die Woblfeilbeit vermutlich schlecht bestellt, wenn alle
Raucher auf das heimische Kraut angewiesen wären, für dessen
Anbau innerhalb Deutschlands nur in begrenztem Umfange
passende Naturbedingungen vorhanden sind. Der Verbrauch an
Tabak betrug in Deutschland im Jahre 1908 über 111000
Tonnen, die einheimische Erzeugung etwa 27500; es ergab sich
also eine dureh Einfubr zu beschaffende Menge von 83 500 Tonnen.
Die Einfuhr aber vollzieht sioh auch hier so gut wie ausschlieb-
lich auf dem Seewege, und zwar beteiligen sioch an ihr die ver-
schiedensten Erdgebieto.