— 124 —
„Herrlich,“ sprach der Fürst von Sachsen,
„Ist mein Land und seine Macht,
Silber hegen seine Berge
Wohl in manchem tiefen Schacht.“
„Seht mein Land in üpp'ger Fülle,“
Sprach der Kurfürst von dem Rhein,
„Goldne Saaten in den Thälern,
Auf den Bergen edlen Wein!“
„Große Städte, reiche Klöster,“
Ludwig, Herr zu Baiern, sprach,
„Schaffen, daß mein Land den euren
Wohl nicht steht an Schätzen nach.“
»Eberhard, der mit dem Barte,
Württembergs geliebter Herr,
Sprach: „Mein Land hat kleine Städte,
Trägt nicht Berge, silberschwer;
Doch ein Kleinod hält's verborgen:
Daß in Wäldern, noch so groß,
Ich mein Haupt kann kühnlich legen
Jedem Unterthan in Schoß.“
Und es rief der Herr von Sachsen,
Der von Baiern, der vom Rhein:
„Graf im Bart, ihr seid der Reichste;
Euer Land trägt Edelstein!“
33. Die Martinswand.)
Anastasius Grün. Der letzte Ritter. 2. Aufl. Stuttgart, 1838.
VWVillkommen, Virolerherzen, die ihr so bieder schlagt,
Willkommen, Tirolergletscher, die ihr den Himmel tragt,
Ihr Wohnungen der Treue, ihr Thäler voller Duft,
Willkommen, Quellen und Triften, Freiheit und Bergesluft! —
Wer ist der kecke Schütze im grünen Jagdgewand,
Den Gemsbart auf dem Hütlein, die Armbrust in der Hand,
Des Aug' so flammend glühet wie hoher Königsblick,
Des Herz so still sich freuet an kühnem Jägerglück?
Vormundschaft Maximilians Graf von Württemberg, unternahm eine Reise nach
Palästina und erwarb sich nach seiner Wiederkehr den Ruhm des trefflichsten
Fürsten. Er stiftete 1477 die Universität Tübingen, wurde 1495 Herzog von
Württemberg und starb 1496. Was Kerner in diesem Gedichte erzählt, soll
1495 auf dem Reichstage zu Worms geschehen sein; doch wird der Ausspruch
Eberhards auch andern Fürsten, namentlich seinem Oheim (f 1480) zugeschrieben.
Bei Zirl im Unterinnthal; der Vorfall wird auf den Ostermontag 1490 verlegt.