Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte

B. Die griechische Welt. 
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über 400 deutsche Meilen entfernten Lande zeigt nicht minder als die 
Perserkriege, welche Ueberlegenheit, Bildung, Geist, Ehrgefühl und 
Freiheitssinn über eine mechanisch geleitete Masse, über niederträchtige 
Gesinnung und über eine knechtische Seele haben. 
§. 84. Später begleitete Tenophon den spart. König Agesiläus 
auf einem Feldzug nach Kleinasien, der wahrscheinlich mit dem Sturze 
des Reichs der Perser geendigt hätte, wenn es diesen nicht gelungen 
wäre, die Böotier, Athener, Korinther, Argiver u. a. zu 
einem Krieg gegen Sparta zu bewegen, wodurch Agesiläus zur Rück¬ 
kehr genöthigt wurde. Dieser (korinthische) Krieg ist übrigens nur da¬ 
durch merkwürdig, daß sich die Hellenen hier zum erstenmal Söld¬ 
nertruppen und einer von dem Athener Jphicrätes begründeten 
neuen Art Kriegführung (Taktik) bedienten. Immer mehr entwöhnten 
sich von nun an die Bürger der Waffen und beschleunigten dadurch 
den Untergang ihrer freien Verfassung. Der Krieg endigte mit dem 
schmählichen Frieden des Antalcidas, wodurch die griech. Staaten 
des asiatischen Festlandes nebst der Insel Cypern den Persern unter¬ 
worfen, alle übrigen hellen. Staaten aber und alle Inseln (bis auf 
Lemnos, Jmbros und Skyros die den Athenern verbleiben sollten) 
für frei erklärt wurden. 
6. Der thebanische Krieg (370—371). 
§. 85. Durch den pelop. Krieg war Sparta die erste Macht in 
Griechenland geworden; es mißbrauchte aber seine Gewalt zur Unter¬ 
drückung der übrigen Staaten und zog sich dadurch bald ebenso den 
Haß seiner Verbündeten zu wie früher Athen. Die Spartaner waren 
von der lykurgischen Einfachheit und Sittenstrenge längst abgekommen; 
die Kriege in der Fremde brachten Reichthum; dieser erzeugte Habgier 
und Genußsucht, woraus wieder ein Heer von Lastern hervorging. 
Schon zur Zeit der Perserkriege ließen sich Könige und Anführer um 
hohe Summen erkaufen und seitdem war die ehrlose Sitte der Bestech¬ 
lichkeit auf eine furchtbare Höhe gestiegen. Unermeßliche Reichthümer 
und Güter häuften sich in wenigen Familien, die nun schwelgten und 
praßten, während die ärmern darbten. Der antalcidische Frieden, dessen 
Hüter und Vollstrecker sie waren, befestigte ihr Uebergewicht aufs Neue, 
aber nur um ihren baldigen Fall desto vollständiger zu machen. — Die 
thracische Stadt Olynth hatte einige benachbarte griech. Städte zu 
einer Eidgenossenschaft vereinigt, über die sie eine Art Oberherrschaft 
übte. Dies untersagten die Spartaner, weil es dem antalcid. Frieden 
zuwider sei und rückten, als die Olynthier den Bund nicht auflösten,
	        
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