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und gab den Rleinen dafür ein grohes dilberstück. Die Kinder
sahen erst das Geld und dann einander an, und mit freudestrahlenden
Blicken niekten sie dann den Schlüsselblumen zu, welehe jetzt in
ein grobes Haus getragen wurden und in einem vergoldeten Blumen-
gefähe ihren Platz bekamen. Da standen gie einige Tage im Wasser,
und dann begannen sie zu welken.
„Mären wir am Ufer des Teiches geblieben, dann hätten wir
länger gelebt!“ flüsterte eine der Blumen; „aber lieber, als den
ganzen Sommer in PFreude zu leben, verwelke ich hier schon heute
in dem erhebenden Gedanken, daß iech andern Preude bereitet
habe!“ Alle anderen Schlüsselbiumen Waren derselben Ansicht, und
dann dachten sie an die kleinen Kinder und die Preude, welche sie
ihrex Mutter bereitet hatten, und bei diesem Gedanken dufteten vie
noch immer herrlich, als sie ibr Leben ausatmeten und verwelkt in
das vergoldete Gefah sanken. Gustafsson. (UÜbersetzt von E. Jonas,)
7. Wie die Rögel singen lernten.
„Als die Welt erschaffen war,“ erzählt ein alter, kluger Vogel,
„sangen alle unsere Vorfahren noch recht so, wie ihnen der Schnabel
gewachsen war, alles durcheinander, ohne Melodie und Harmonie, ohne
Takt, krächzend, schnurrend, pfeifend — kurzum, ohne Sinn und Verstand.
Sie freuten sich ganz außerordentlich über die schöne Welt, die sie sahen,
flogen auf und ab, von Zweig zu Zweig, und schrieen aus voller Kehle,
was sie nur konnten. — Der liebe Herrgott nun, der einem jeden so gern
eine Freude macht, der hatte ihnen auch eine beschert. Mit einemmal,
da klingt von dem Rasen eine süße, himmlische Musik zu ihnen herauf,
daß sie alle eins um das andere ganz entzückt die Beine heben, und
als sie heruntersehen, was sehen sie da? — Da saßen drei wunder—
niedliche Engelsgestalten, die musizierten so schmelzend und herrlich,
wie es seitdem nie wieder ein Ohr vernommen hat. — Nun gebt
acht, sprachen die drei Engel zu den Vögeln, jetzt wollen wir euch
singen lehren.“
„Da setzten sich nun viele von den Vögeln ringsum auf die nächsten
Zweige, oder noch näher auf den blumigen Rasen, horchten zu, was jene
ihnen vorspielten, und versuchten es dann mit Hilfe ihrer freundlichen
Lehrmeister nachzusingen.
„Das thaten die einen; aber gar manche leichtsinnige, flatterhafte
Bürschchen, denen die kleinste Mühe zu schwer wurde, schlugen die Gottes⸗
gabe in den Wind, hatten nur wenig acht darauf, flogen weg, wenn's
ihnen zu lange dauerte — ja freilich, wenn das nur so im Schlaf ihnen
gekommen wäre! Andere hatten von Natur wenig Gabe zum Singen,