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Darstellung (Bl. 4) nicht entbehrt werden*). Mafsgebend für die
Anordnung der Karten und der Staatenbegrenzungen waren na¬
türlich die für die Kenntnis griechischer Geschichte ungleich be¬
deutsameren älteren Jahrhunderte des freien Griechenlandes vor
der macedonischen Eroberung. Da in jenen Zeiten die Unterschiede
der grofsen griechischen Volksstämme (namentlich der Gegensatz
der dorischen und ionischen Staaten unter beziehentlicher Führung
von Sparta und Athen) auf die politische Stellung wesentlichen Einflufs
haben, erschien es zweckmäfsig, die. räumliche Verteilung der Stämme
durch das Colorit leicht übersichtlich zu machen, und zwar für beide
Karten, weil jene Stammesunterschiede und die dadurch bedingten
politischen Verbindungen sich über das Meer hinweg in den Inseln
und Colonien fortsetzen**).
Die kleinasiatischen Binnenlandschaften erscheinen neben den
ihre Küsten bedeckenden griechischen Städten in ihrer älteren, zu¬
letzt unter dem Perserreiche bestehenden Begrenzung, daher im N.
das sog. kleine oder hellespontische Phrygien in Gegenden, die seit
der Diadochenzeit Teile der Landschaften Mysien und Bithynien
(wie auf Bl. 3 begrenzt) bildeten.
Die schärfere Sonderung dieser, unter dem Perserreiche noch
mehr selbständigen griechischen Gebiete im Norden und Osten des
aegaeischen Meeres und die Bedeutung ihrer Stammverschiedenheit
verschwindet in der sog. hellenistischen Periode (seit Philipps und
*) Die Wiederholung des Inhalts von Bl. 5 und des westlichen Teiles
von Bl. 3 liefs sich dabei allerdings nicht vermeiden; der gegen Bl. 5 auf die
Hälfte verkleinerte Mafsstab aber genügt bei der verhältnismäfsig geringeren
Fülle historisch wichtiger Ortslagen in jenen griechischen Aufsenländern.
**) Anstofs erregen könnte eine scheinbare Ungleichheit im Colorit der
beiden Karten: Thessalien, dessen griechische Bewohner ihrem Dialekte nach
von den Alten zu den Aeolern gerechnet werden, ist mit der entsprechenden
Farbe in der allgemeinen Karte (Bl. 4) bezeichnet, in der Specialkarte Bl. 5
aber von den übrigen Ländern aeolischer Zunge mit einer verschiedenen, wenn
auch ähnlichen Farbe; es ist dies geschehen, um die natürliche und in der Regel
auch politische Einheit dieses gröfsten unter den europäisch-griechischen Land¬
gebieten deutlicher hervortreten zu lassen und kann, bei der deutlichen Bezeich¬
nung in der Farbenerklärung, zu keinem Irrtum Anlafs geben. Dagegen ist
das sogenannte Epirus, welches in der schulmäfsigen Behandlung der alten
Geographie neben Thessalien als ein unmittelbarer Teil Nord-Griechenlands
genannt zu werden pflegt, wegen seiner ursprünglich ungriechischen (illyrischen)
Bevölkerung ebenso gut wie das macedonische Binnenland durch die Farbe
von den eigentlich griechischen Ländern ausgeschieden worden.
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Alexanders Eroberungen), in der Zuteilung zu den erweiterten oder
neugebildeten griechischen Reichen: dem macedonischen (mit Ein-
schlufs Thraciens schon seit Philipp II.*)) dem bithynischen, dem
seleucidischen und pergamenischen. (Vgl. Bl. 2.)
Ebenso treten im europäischen Hellas nach Ende der Periode
direkter Abhängigkeit von Macedonien die älteren Stammunterschiede
hinter einer neuen politischen Gliederung zurück: statt der ionischen
und dorischen Vormächte der älteren Zeit erscheinen nunmehr zwei
Völkerschaftendes a eolischen Zweiges, die Achaeer und Aetoler,
auf einige Zeit an der Spitze der beiden bekannten Bündnisse, welche
die letzte Zeit griechischer Unabhängigkeit erfüllen**).
So weit die Karten dem Verständnis der Geschichte der älteren
Zeit dienen sollen, ist abzusehen von den erst durch die macedonischen
Könige neugegründeten Städten, deren wichtigste in die Karten ein¬
getragen sind, namentlich (nur in Europa, da die asiatischen schon
zu Bl. 3 namhaft gemacht sind) Philippopolis in Thracien, Antipatrla
in Illyrien, Demetrias in Thessalien, Cassandrea und Thessalonice
(neue Namen für die vergröfserten Griechenstädte Potidaea und
Therma) im eigentlichen Macedonien, Lysimcichia auf der thracischen
Halbinsel (Chersonesus). Derselben Zeit erst gehört auch im eigent¬
lichen Hellas Thermum, zeitweilige I-Iauptstadt des aetolischen Bundes
an; auch einige andere Hauptstädte griechischer Landschaften sind,
verschieden von der grofsen Mehrzahl der in vorhistorische Zeiten
hinaufreichenden griechischen Städte, in Folge politischer Umge¬
staltungen erst in verhältnismäfsig neuer Zeit erbaut worden, so Elis
nach den Perserkriegen, Megalopolis in Arkadien und Messene
erst durch Epaminondas, also kurz vor der macedonischen Er¬
oberung***). — Römische Neugründungen (abgesehen von der Wieder-
*) Die Vergröfserung des macedonischen Reichsgebietes unter Philipp II.
begreift auch die bis dahin unabhängigen Griechenstädte auf der sog. chalci-
dischen Halbinsel, was zur Ergänzung der im übrigen farbig ausreichend be-
zeichneten Grenzerweiterungen zu bemerken ist, da für das Colorit jener Land¬
schaft der mehr hundertjährige frühere Bestand als ionisches Colonieland als mafs¬
gebend angenommen werden mufste.
**) Ihre räumliche Ausdehnung — übrigens in kürzeren Perioden wech¬
selnd — konnte in dem kleinen Mafsstabe von Bl. ^ nur eben angedeutet
werden, würde sich aber mit Hülfe der bekannten geschichtlichen Daten leicht
in Kärtchen gröfseren Mafsstabes von der Hand des Schülers eintragen lassen,
um auch diese Geschichtsperiode anschaulicher zu gestalten.
***) Messene gleichnamig seiner damals erst wieder zum selbständigen Staate
gewordenen Landschaft, welche bekanntlich bis dahin, seit den sog. messenischen