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„Da zeigte mir Gott, zu dem ich rief,
In der höchsten, schrecklichen Not,
Aus der Tiefe ragend, ein Felsenriff,
Das erfaßt' ich behend und entrann
dem Tod.
Und da hing auch der Becher an spitzen
Korallen,
Sonst wär er ins Bodenlose gefallen.
„Denn unter mir lag's noch bergetief
In purpurner Finsternis da,
Und ob's hier dem Ohre gleich ewig
schlief,
Das Auge mit Schaudern hinunter sah,
Wie's von Salamandern und Molchen
und Drachen
Sich regt' indem furchtbaren Höllenrachen.
„Schwarz wimmelten da in grausem
Gemisch,
Zu scheußlichen Klumpen geballt,
Der stachlichte Roche, der Klippenfisch,
Des Hammers greuliche Ungestalt,
Und dräuend wies mir die grimmigen
Zähne
Der entsetzliche Hai, des Meeres Hyäne.
„Und da hing ich und war's mir mit
Grausen bewußt,
Von der menschlichen Hilfe soweit,
Unter Larven die einzig fühlende Brust,
Allein in der gräßlichen Einsamkeit,
Tief unter dem Schall der menschlichen
Rede
Bei den Ungeheuern der traurigen Öde.
„Und schaudernd dacht' ich's, da kroch's
heran,
Regte hundert Gelenke zugleich,
Will schnappen nach mir; in des Schreckens
Wahn
Laß ich los der Koralle umklammerten
Zweig;
Gleich faßt mich der Strudel mit
rasendem Toben,
Doch es war mir zum Heil, er riß mich
nach oben."
Der König darob sich verwundert schier
Und spricht: „Der Becher ist dein,
Und diesen Ring noch bestimm' ich dir,
Geschmückt mit dem köstlichsten Edelstein,
Versuchst du's noch einmal und bringst
mir Kunde,
Was du sahst auf des Meeres tiefnnterstem
Grunde."
Das hörte die Tochter mit weichem
Gefühl,
Und mit schmeichelndem Munde sie fleht:
„Laßt, Vater, genug sein das grausame
Spiel!
Er hat euch bestanden, was keiner besteht,
Und könnt ihr des Herzens Gelüsten
nicht zähmen,
So mögen die Ritter den Knappen be¬
schämen."
Drauf der König greift nach dem
Becher schnell,
In den Strudel ihn schleudert hinein:
„Und schaffst du den Becher mir wieder
zur Stell',
So sollst du der trefflichste Ritter mir sein,
Und sollst sie als Ehgemahl heut' noch
umarmen,
Die jetzt für dich bittet mit zartem Er¬
barmen."
Da ergreift's ihm die Seele mit
Himmelsgewalt,
Und es blitzt aus den Augen ihm kühn,
Und er siehet erröten die schöne Gestalt,
Und sieht sie erbleichen und sinken hin —
Da treibt's ihn, den köstlichen Preis zu
erwerben,
Und stürzt hinunter auf Leben und Sterben.